2510

global news 2510 09-10-11: Der "freie Kapitalverkehr" ist zur großen Freiheit für Spekulanten verkommen

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7 Responses to 2510

  1. Gaby sagt:

    Hallo in die Runde,

    nun wird hoffentlich auch das systemtreueste Schaf der Bundesrepublik Deutschland begriffen haben, was neoliberaler Kapitalismus ist: Die Bürger kapitalisieren die Banken unentwegt und kapitulieren ob ihrer angeblichen Ohnmacht. Doch dieses Mal haben sich die Kapitalisten geschnitten. Wir kapitulieren nicht! Änder-Haken auswerfen und Bankenviertel besetzen! Occupy Germany!

    Gaby

  2. Heiner sagt:

    Zum Thema ein Essay von Herrn Schachtschneider:

    Klicke, um auf republikanismusVSglob.pdf zuzugreifen

    MfG

  3. Gaby sagt:

    Guten Abend Heiner und Mitlesende,

    im Großen und Ganzen stimme ich den Ausführungen des Professors zu, allerdings…

    … zu Beginn der Lektüre des Essays habe ich mich gefragt, aus welchem Jahrhundert es wohl stammt. Auf Seite 12 bin ich fündig geworden, denn hier schreibt Prof. Schachtschneider, dass täglich rund 3 Billionen DM (!) global bewegt werden. Der Text stammt also aus einer Zeit vor der Einführung des Euro, also vor der endgültigen Entfesselung des neoliberalen Kapitalismus in deutschen Landen. Das beeinträchtigt aber in keiner Weise den hohen Informationsgehalt des Textes.

    Auf Seite 3 bin ich in meinem Lesefluss allerdings zum ersten Mal ins Stocken geraten. Hier heißt es: „Die Schicksalsgemeinschaft eines Volkes, welche Menschen auch immer sich zu einem Volk verbinden, erfordert den existentiellen Staat, der das Gemeinwesen insgesamt durch Rechtlichkeit befriedet.“ Das hört sich ganz stark nach Thomas Hobbes „Der Leviathan“ an.

    Auf Seite 8 begegnen uns Hobbes Ideen erneut. Hier heißt es: „Soziale Verantwortung oder eben Sittlichkeit setzt den Staat und dessen allgemeines Gesetz voraus.“ Hier widerspreche ich: Nicht die menschliche Wesenheit setzt den Staat voraus, sondern die Mechanismen des Kapitalismus setzen den Staat voraus. Ohne gesetzgebenden Staat, sei er national oder global (Weltstaat), kann der Kapitalismus keine Marktwirtschaft bilden und somit seine inneren Gesetze nicht zur Entfaltung bringen. Der Staat, die Nation, wurde in der Moderne um des Kapitalismus Willen geschaffen und die Menschen haben sich national wie transnational in die Kategorien des Kapitalismus zu fügen.

    Auf Seite 15 heißt es: „Keinesfalls ist Demokratie Herrschaft des Volkes, weil das Volk nicht herrschen, sondern nur beherrscht werden kann. Das Volk in seiner Gesamtheit kann nur durch allgemeine Gesetzlichkeit frei sein.“ Meinem humanistischen Verständnis läuft es zuwider anzunehmen, dass der Mensch einen Herrn braucht, um frei zu sein.

    Weiter heißt es auf Seite 15: „Das Recht jedes Menschen auf Recht wird verletzt, wenn er sich durch Handlungen nötigen lassen muß, die außerhalb des Rechts stehen. Dadurch würde das Gemeinwesen teilweise in den sogenannten Naturzustand zurück fallen, in den Zustand des Krieges aller gegen alle.“ Ach, da ist er ja, der Homo homini lupus (ein Wolf ist der Mensch dem Menschen). Meine Überzeugung ist hingegen, dass Menschen weitaus friedlicher miteinander umgehen, wenn sie den Zwängen des Kapitalismus nicht unterworfen sind. Außerdem hat sich gezeigt, dass sich die schrecklichsten Kriege der Menschheit im Zeitalter des Kapitalismus, also der Moderne abspielen.

    Prof. Schachtschneider schließt mit den Worten: „Das gemeine Wohl aber ist Sache der Republiken und damit Sache der Bürgerschaften; denn es ist das Recht, und das Recht ist in der gegenwärtigen Welt noch immer Sache der Völker und deren Staaten, wenn und insoweit diese die elementaren Menschenrechte wahren.“ Das sehe ich auch so und deshalb ist es legitim, wenn wir am 15. Oktober 2011 zu den im Internet publizierten Treffpunkten gehen und friedlich für einen menschenwürdigeren Kapitalismus demonstrieren.

    http://www.occupyfrankfurt.de/doku.php?id=alle-demonstrationen

    Und was heißt das abschließende „Res publica res populi“? Das ist Schleichwerbung bezüglich ISBN 3-428-08124-2, einem Buch Prof. Schachtschneiders mit dem Titel: „Grundlegung einer allgemeinen Republiklehre“. 😉

    Viele Grüße

    Gaby

  4. Heiner sagt:

    Gaby: Danke für eine Antwort! Staatsrecht ist eben an sich eine trockene Angelegenheit, aber doch durchdringbar-letzen Endes; auch in diesem Text.
    Bourdieu hat das im Dezember 95 so ausgedrückt:
    Man kann die internationale Technokratie nur wirksam bekämpfen, wenn man sie auf ihrem bevorzugtem Gebiet herausfordert, dem der Wirtschaftswissenschaft, und indem man dem verstümmelten Wissen,dessen sie sich bedient, ein Wissen entgegensetzt, das mehr Respekt vor den Menschen und den Realitäten hat, denen diese gegenüberstehen!
    Dazu noch was von jemandem aus den USA:
    http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/abrechnung-mit-dem-homo-oeconomicus-482635/

    MfG

    • Gaby sagt:

      Lieber Heiner und Mitlesende,

      vielen Dank für das Zitat von Bourdieu und die Verlinkung auf einen Zeitungstext bezüglich Shiller. Es sind gute Gedanken und Ansätze, die Du verfolgst. Aber….

      … bereits Marx und Engels haben die technokratischen Kapitalisten ihrer Zeit mit scharfen Worten bekämpft. Warum ist es trotzdem seit 180 Jahren der Kapitalismuskritik zu keinem Umdenken der Kapitalisten und, noch schlimmer, trotzdem zum Neoliberalismus gekommen? Es ist also nicht damit getan, die sterilen Ökonomen der Lächerlichkeit preis zu geben oder ihnen unmenschliche Denkweisen zu quittieren, wie es Shiller tut.

      Kann es sein, dass wir einfachen Menschen viel zu unkritisch glauben, die modernen kapitalistischen Zeiten seit 1651 (Hobbes, Leviathan) seien die besten aller Welten, die der Mensch jemals erschaffen hat? Kann es sein, dass wir alle an dem immer und immer wieder aus Kapitalistenhand aufgewärmten Mythos vom „Wohlstand für alle“ immer noch feste glauben? Kann es sein, dass die Kartoffel für uns längst kein Schimpfwort mehr ist, wie einst für Marx, sondern ein natürliches Nahrungsmittel, obwohl Marx einst voller Entsetzen sinngemäß schrieb: ‚Die Arbeiter können sich längst kein Brot mehr kaufen. Sie leben von schieren Kartoffeln allezeit. Die Kartoffel ist zum täglich Brot der Proletarier geworden!‘

      kenne Leute, die können sich heutzutage (21. Jhr.!!!) kein Brot mehr kaufen, auch das billige Lidl-Brot nicht, weil viel zu teuer, aber Kartoffeln kiloweise. Der Wohlstand für alle hat sich im Rahmen des Kapitalismus immer nur für eine Handvoll Menschen erfüllt, aber nie für die Masse der Menschen – damals nicht und heute auch nicht!

      Nach dem 2. Weltkrieg sind die Menschen noch weiter in ihrer Existenz herunter gesunken auf Rüben. Es hat tausende Deutsche gegeben, die zwar den 2. Weltkrieg überlebten, aber nicht mehr, aufgrund aller vorherigen Entbehrungen, die nachfolgenden Rübenwinter. Einen, der seinen Großvater per Hunger verloren hat, kenne ich in diesem Forum. Dieser Großvater wäre im ausgehenden Mittelalter seinem Enkel noch sehr viel mehr ein weiser Lehrer gewesen, weil ihn nämlich seine (Patchwork)-Familie bis zu seinem Tod mit kleinen, aber wichtigen familiären Aufgaben betraut und ihn immer satt gefüttert hätte. Kein Mensch ist im ausgehenden Mittelalter so elendig krepiert, wie die Überlebenden der Hungerwinter des 1. und 2. Weltkriegs. Und wer mir jetzt kommt, mir den 30jährigen Krieg entgegenzustellen, dem sage ich, dass dieser Krieg der erste im Zeitalter der kapitalistischen Moderne war und alle Kriege, die ihm folgten, umso schrecklicher verliefen.

      Nur von Rüben und Kartoffeln zu leben, wäre im Spätmittelalter absolut undenkbar gewesen!!! Damals galt es als pfui, den Teller leer zu essen, so reichlich hatten die Menschen Nahrung. Die überreich täglich gefüllten Teller konnten gar nicht leer gegessen werden, so dass das Hausschwein und die Haushühner täglich auch etwas Leckeres zu Essen bekamen. Ihr glaubt es nicht? Dann schaut mal in authentisch dokumentierte Geschichtsbücher, die sich jenseits Eures Schulwissens befinden. Der Spruch „Iss deinen Teller leer!“, entstand im Laufe des 1. Weltkriegs, geboren aus der unmenschlichsten Erniedrigung, die die Menschen bis dahin jemals erlebt hatten. Nicht nur der Hunger schickte sie in den Tod, nein, die Soldaten lagen diesseits und jenseits der Front wie Insekten in den Schützengräben und wurden vergast. Der 1. Weltkrieg, das Vergasen der Soldaten in den Schützengräben, sollte Omen sein für den später vollzogenen Holocaust durch deutsche Hand. Der Kapitalismus macht aus Menschen Insekten.

      Aber denken wir doch mal jenseits aller Historie kritisch über uns selbst, die angeblichen Opfer, nach.

      Es sind nicht die Kapitalisten, Politiker und Banker, die uns per Kapitalismus versklaven. Wir selbst sind es, weil wir ihren Versprechungen seit 500 Jahren auf den Leim gehen, kleben bleiben und unterwegs Generation für Generation von uns elendig verrecken.

      Wir haben die Kapitalisten mit unserer Hände Arbeit, aber auch Krieg und Frieden reich gemacht. Wir einfachen Menschen verhelfen den Kapitalisten, den Politikern, den Bankern Tag für Tag, Macht über uns zu gewinnen. Wir haben uns von ihnen seit Jahrhunderten versklaven lassen unter das Diktat des Kapitals, mit dem scheinheiligen Versprechen „Wohlstand für alle“, wenn wir uns nur genug anstrengen.

      Wenn ich in den Spiegel sehe, sehe ich in mir einen Menschen, der ebenso daran mitarbeitet, dass die Reichen immer Reicher werden, wie Du und ich und alle Generationen zuvor, obwohl ich in Wirklichkeit ein Verlierer dieses Systems bin und mich nicht mehr damit entschuldigen kann, dass es mir immerhin noch besser geht als meinem total verarmten Nachbarn. Das lässt mein Gewissen nicht zu!

      Der Mythos „Wohlstand für alle“ ist in Wahrheit eine Lüge, die wenige Menschen stinkreich, aber die Masse der Menschen bitter arm macht, gar tötet! Der Kapitalismus war seit Anbeginn seiner Existenz eine Umverteilungsmaschine des Volksvermögens von unten nach oben. Machen wir uns doch bitte nicht länger was vor!

      Wenn wir begreifen, dass unser scheinbarer Wohlstand eine Lüge ist und wir nur für die Interessen einiger Kapitalisten millionenfach in den Krieg geschickt werden, werden wir beginnen, kritisch zu denken, werden wir massenhaft auf die Straße gehen und protestieren, werden wir selbstbewußt werden und wissen, wie wir das Lügengespinst der Kapitalisten mit friedlichen Mitteln zerschneiden können.

      Ach, was rede ich. Kein anderer wie Charles Chaplin hat meine Worte, die die Worte der meisten Menschen dieser Welt sind, so präzise zusammen gefasst wie im Schlusswort des Films „Der große Diktator“. Hört einfach mal 5 Minuten zu, interpretiert Aeroplan und Radio als Internet, findet Gott in Euch selbst, so wie es der Evangelist Lukas will und denkt über Chaplins Worte in aller Ruhe nach. Ihr alle seid die Lösung unserer derzeitigen Probleme!!!!

      Bis denne,

      Gaby

      • Heiner sagt:

        Gaby: Frage:? Um welche authentische Geschichtsbücher bezüglich der vorhandenen Essensmengen im Mittelalter handelt es sich denn?
        MfG

      • Gaby sagt:

        Lieber Heiner und Anwesende,

        unsere Wirtschafts-, Sozial- und Agrarhistoriker werten überlieferte Dokumente wie Testamente, Übergabeverträge, Steuerverzeichnisse, Tagebuchaufzeichnungen, Stadtchroniken, Handelsbücher, mittelalterliche Urkunden etc. pp. aus und analysieren sie. So entsteht nach und nach ein klares Bild unserer Historie. Selbstredend werden diese Erkenntnisse in Fachbüchern niedergeschrieben, deren angeführte Quellen als authentisch anzusehen sind.

        Die von mir gelesenen Bücher sind die fünf Bände „Geschichte des Alltags des deutschen Volkes“, die den Rahmen von 1600 bis 1945 umfassen und deren Verfasser Jürgen Kuczynski ist. Hinzu kommt Wilhelm Abel, „Stufen der Ernährung. Eine historische Skizze“ sowie Fernand Braudel, „Sozialgeschichte des 15. – 18. Jahrhunderts, Band 2, Der Alltag“. Darüber hinaus kenne ich das Buch: Immanuel Wallerstein, „Das moderne Weltsystem, Band 1, Kapitalistische Landwirtschaft und die Entstehung der europäischen Weltwirtschaft im 16. Jahrhundert“.

        Aus all diesen Büchern geht hervor, dass die Blüte des Mittelalters das 15. und 16. Jhr. umfasst, vor allen Dingen die reichlichen Nahrungsmittel betreffend, die sogar zu einer agrarischen wie animalischen Überproduktion führten, so dass die Preise fielen. Ein durchschnittlicher, selbstständiger Handwerker erhielt damals einen 1,5fach höheren Lohn, als er benötigte, sich und seine Familie zu ernähren. Ab 1630 bemerken unsere Historiker einen rasanten Abfall des Wohlstandes der westeuropäischen Bevölkerung und zwar stets begleitet mit dem Entstehen neuer Gesellschaftsschichten, insbesondere die der ersten großen Produktionseigner, der Verleger und der Werktätigen, also der wachsenden Klasse der Lohnabhängigen. Ab jetzt nahm der Kapitalismus unaufhaltsam seinen Lauf! Ab ca. 1630 verdiente besagter Handwerker nur noch einen Lohn von 0,85 bis 0,75 % dessen, was er benötigte, sich selbst und seine Familie zu reproduzieren. Ein solcher Lohnverfall bedeutet Hunger, nicht nur bei den Handwerkern, sondern in weiten Schichten der Bevölkerung. Als die Moderne eingeläutet wurde, war Hunger ihr Reklameschild!

        Im 19. Jhr. ist in Westeuropa zu beobachten, dass der Lebensstandard der Bevölkerungen nicht einmal mehr das relativ kärgliche Niveau des 13. und 14. Jhr. erreichte und meilenweit vom überfließenden Wohlstand des 15. und 16. Jhr. entfernt war. Je mehr Bevölkerungsschichten der Kapitalismus erfasste und sie zur abstrakten Arbeit zwang, desto größer wurde die Armut und der Hunger und zwar in einem nie zuvor gekannten Ausmaß. Nicht einmal das Römische Reich oder das antike Griechenland kannten diese entsetzliche Armut, wie sie sich im Zuge der Industriellen Revolution in Europa ausbreitete und sich, wenn auch etwas abgeschwächt, bis ca. Mitte des 20. Jhr. fortsetzte.

        Wer nun einwendet, dass im 20. Jhr. ja immerhin zwei Weltkriege Schuld an der Armut der westlichen Bevölkerungen seien, den darf ich sicherlich fragen, wie er denn glaubt, dass diese beiden Kriege zustande gekommen sind? Es könnte ja immerhin etwas mit der kapitalistischen Produktionsweise, der Exportwut der westlichen Welt und dem damals viel zu kleinen Weltmarkt zu tun haben, oder? Die beiden Kriege sind keine sonderbaren Ausnahmeerscheinungen, sozusagen herausgefallen aus der Geschichte, sondern sie fügen sich in die Geschichte des Kapitalismus ein, sie sind Teil dieses geldgierigen Monsters.

        Das heißt, der Kapitalismus lebt seit Jahrhunderten von seiner eigenen Legende, nämlich „Wohlstand für alle“. Pustekuchen! Wenn wir heute nach Afrika schauen, sehen wir das wahre Gesicht des Kapitalismus mit all seinen entsetzlichen Schrecken wie Prostitution, Kinderhandel, Seuchen und Hunger. Und wenn wir unseren Politikern nicht auf die Finger schauen und „hauen“, wird uns der geifernde Neoliberalismus auf das sehr unangenehme Lebensniveau des 10. Jhr. zurück katapultieren.

        Ich bin mir ganz sicher, dass das niemand von uns erleben will.

        Gaby

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