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global news 2739 07-08-12: Lage der Banken in der Eurokrise – Das Ponzispiel der EZB mit den Banken

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9 Responses to 2739

  1. C.A.Wittke sagt:

    Ponzi hoch drei, mindestens! Genauso ist es.

    Und weil dem so ist hatte ich naiv hoffnungsvoll ein von Sigmar Gabriel – Sie erinnern sich alle, Vorsitzender einer party namens SPD, einer Größe in deutschen Landen, die per verdünnt demokratischer Automatik demnächst wieder mitregieren könnte – angestoßenes Thesenpapier im Web gesucht und gefunden (bit.ly/OzVO5n), aber nur, um schon während des Lesens wieder leerer Hoffnung auf dem harten Boden real existierenden Bankstertums aufzuschlagen.

    Was da als Kurswechsel von den Herren Bofinger, Habermas und Nida-Rümelin propagiert wird bleibt ein Rohrkrepierer; die ersten Absätze skizzieren die „Euro-Krise“ als „das Versagen einer perspektivlosen Politik“ und ein Europa, dessen „Krisenbewältigungsstrategen nicht über die Schwelle einer Vertiefung der Europäischen Institutionen hinausgegangen sind“. Die „Schwelle einer Vertiefung“; schon schön, oder?

    Aber, über dann so seltsame Folgerungen wie „Die aktuelle Krise ist keine Eurokrise. Der Euro hat sich als stabile Währung erwiesen“ gelangen die Herren zu alten Hüten – vielleicht sollten sie die nehmen:

    Nur durch eine gemeinschaftliche Haftung für Staatsanleihen des Euroraums kann das für die derzeitige Instabilität der Finanzmärkte konstitutive individuelle Insolvenzrisiko eines Landes beseitigt oder zumindest begrenzt werden.

    Die Bedenken, dass damit Fehlanreize gesetzt werden könnten, sind allerdings sehr ernst zu nehmen. Ihnen kann nur dadurch Rechnung getragen werden, dass die gemeinschaftliche Haftung mit einer strikten gemeinschaftlichen Kontrolle über die nationalen Haushalte einhergeht.

    Allein das für eine Gemeinschaftshaftung erforderliche Maß an fiskalischer Kontrolle wird nicht mehr im Rahmen der nationalen Souveränität über vertraglich vereinbarte Regeln zu realisieren sein.

    Die paar strikten gemeinschaftlichen Kontrollen im Verein mit einem erforderlichen Maß an fiskalischer Kontrolle jenseits der lächerlichen nationalen Souveränitäten sollen es richten, seit wann eigentlich? Hat das schon einer mit Hollande besprochen, oder mit Monti und Rajoy, mit Coehlo oder gar Samaras? Klar, für die gemeinschaftliche Haftung werden die alles tun (wollen); aber, ob Hollande seinen Untertanen fluchs und artig befehlen wird, bis 70+ zu arbeiten… wo doch die EZB doch eh‘ schon allen Schrott kauft, Bank Banks lange salonfähig sind ebenso wie Dicke Berthas und Bazookas und dann, der Eigendruck aus „Ponzi hoch drei“ richtet den Rest garantiert!

    Das zitierte Essay soll die Programmdiskussion der SPD anstoßen; na ja, netter Versuch:

    Eine Diskussion über die finalité des Einigungsprozesses böte die Gelegenheit, den bisher auf wirtschaftliche Fragen eingeengten Fokus der öffentlichen Diskussion zu erweitern. Die Wahrnehmung der weltpolitischen Machtverschiebung von West nach Ost und das Gespür für eine Veränderung im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten rücken die synergetischen Vorteile einer europäischen Einigung in ein anderes Licht. In der postkolonialen Welt hat sich die Rolle Europas nicht nur im Rückblick auf die fragwürdige Reputation ehemaliger Imperialmächte verändert, ganz zu schweigen vom Holocaust.

    Uuppps: da is’ser wieder! Kam aber diesmal wirklich unerwartet, soll heißen, ich weiß an der Stelle mit ihm gar nichts anzufangen; wahrscheinlich fehlt mir da der professorale und/oder philosophische Hintergrund?

    Auch die statistisch gestützten Zukunftsprojektionen sagen Europa das Schicksal eines Kontinents von schrumpfender Bevölkerung, abnehmendem ökonomischen Gewicht und schwindender politische(r) Bedeutung voraus.

    Da ist nun manch‘ Wahres dran, insbesondere wenn man bedenkt, daß dieses Papier u.a. solche Abgeordnete, in der Tat die Mehrheit, zu einer Programmdiskussion veranlassen soll, die Ponzis Potenzen noch immer nicht verstehen und das zusammen mit einem großen Mangel an demokratischer Grundhaltung mit dem blinden Durchwinken eines nachgerade impertinent undemokratischen ESM-Vertrages auf das Deutlichste bewiesen haben.

    Dem sollte eine auf Selbstermächtigung abzielende Politik entgegentreten.

    Oh Herr, mir graut’s gar fürchterlich!

    caw

    p.s. Ich bin nicht angetreten und nicht der Richtige, um dieses unnütze Essay vollständig auseinanderzunehmen, aber es hätte es verdient! Schon wegen der vielen Abgeordneten mit Leseschwächen!

    • globalnote sagt:

      Sie dazu den neuen Eurobrief von morgen, heute schon hier: http://www.jjahnke.net/wb/euro11.html

      • C.A.Wittke sagt:

        Danke Ihnen sehr, Herr Dr. Jahnke!

        Ich hoffe, Ihre Analyse wird richtungsweisender Bestandteil nicht nur der SPD Programmdebatte und verhindert damit unser Aller Abschied von der Weltgeschichte nachhaltig.

        caw

      • Hajdy Do Bajdy sagt:

        Habe dazu auch einige Gedanken gehabt in einem Kommentar:

        Liegt nicht eher der Grund in dem US-Häuserblasen Finanzgebaren zu suchen?

        Erinnere mich noch an das vorige Jahrtausend, wie man in Italien erfolgreich gegen die Mafia kämpfte, die BRD und Frankreich gründeten gemeinsam Firmen. Dann kam Berlin als Hauptstadt, das Subunternehmertum, die Umgehung der Sozialabgaben …
        Wir sind ja schon in der BRD nicht zufrieden, wie Ost und West zusammengewachsen sind. Ist dies die Schuld des Euro?
        Wie würde sich der Artikel ändern, wenn man den Musterschüler Irland erwähnen würde?
        Die blühenden Stadtstaaten auf dem italienischen Stiefel sind ja auch dank Entwicklungen des Römischen Reiches Deutscher Nation aufgeblüht, wie z. B. das Magdeburger Recht. Die Oligarchisierung hat ihnen jedoch dann ein Ende bereitet, obwohl sie sich zuvor vom Reich getrennt hatten oder gerade deswegen.
        Man kann also auch von Geschichte lernen. Z. B. das Deutschland nicht Dank des Dritten Reiches besteht, jedoch Mussolini unter Berlusconi eine Renaissance erlebte 🙂

      • globalnote sagt:

        Der Grund für die Eurokrise liegt in der Überschuldung der Krisenländer, die von den Finanzmärkten nun mit weit höheren Zinsen beantwortet wird, nachdem die bis dahin angenommene Schuldenunion unsicher erscheint. Die Überschuldung in Irland und Spanien ist auch Ergebnis der dortigen Immobilienblasen, die mindestens so groß wie die der USA bezogen auf die jeweilige Wirtschaftsleistung waren. Das Zusammenwachsen der beiden Teile Deutschland läßt sich mit der Eurozone nicht vergleichen, weil wir hier innerhalb desselben Landes sind. Die Probleme der Wiedervereinigung haben mit dem Euro auch wenig zu tun. Es gab keine Rolle der Finanzmärkte in der Wiedervereinigung, da das wiedervereinigte Deutschland weiter wirtschaftlich und finanziell relativ stark war.

        Irland wird nur zum Musterschüler hochstilisiert, hängt aber mit einer Überschuldung pro Haushalt, die noch größer als die griechische ist, schrecklich in den Seilen. Die sozialen Verhältnisse werden bisher noch einigermaßen beherrscht, weil die jungen arbeitslosen Menschen teilweise nach USA und Australien auswandern, wo sie mit der gleichen Sprache und sehr guter Ausbildung schnell zu Hause sind.

        Ihre Anspielung auf das Römische Reich Deutscher Nation verstehe ich nicht, auch nicht die Verbindung von Berlusconi und Mussolini. Unter Berlusconi war Italien immer noch eine Demokratie und deshalb mußte er gehen, was Mussolini freiwillig nie getan hätte (ebensowenig wie Hitler).

  2. Hajdy Do Bajdy sagt:

    Bei
    http://www.khanacademy.org/
    Ein Lehrvideo auf der Startseite in leichtem English, mit dem Titel:

    Why Europe is worried about Greece

  3. Hajdy Do Bajdy sagt:

    „globalnote sagt:
    August 7, 2012 um 7:43 nachmittags“

    Sie sind ein richtiger Statistiker (welches nicht böse gemeint ist 🙂 ), daher musste ich bei einigen Ausführungen Ihrer freundlichen Antwort schmunzeln. Hoffe, dass ich Sie nicht von anderen Tätigkeiten abgehalten habe und nochmal danke für Ihre Antwort!

    Wenn man es denn konkret nimmt, direkt auf das Sachthema, welches auch in einem Artikel in der FAZ abgedruckt war, so habe ich mir bei der doch umfangreichen Ausführung nur das Wort REFINANZIERUNG herausgegriffen. Ich denke, dass der Begriff Refinanzierung der Grundstock seien könnte um zu einer neuen und alternativen Lösung zu kommen, welches eine Avantgarde für die Welt seien könnte. Der ESM ist ja nichts anderes um auf dem „Finanzmarkt“ eine günstige Refinanzierung zu bekommen. Jedoch der Staat sollte sich ja durch Steuern finanzieren.

    • globalnote sagt:

      „Statistiker“ klingt nach „Erbsenzähler“. Hier geht es aber nicht um Erbsen sondern um die Fakten. Leider haben sich die Staaten so hoch verschuldet, daß eine Finanzierung durch Steuern diese wahrscheinlich verdoppeln würde. Andererseits haben sich Staaten schon immer, so lange es Banken und Finanzmärkte gibt, Geld geborgt und die Anleger brauchen auch die Schulden der Staaten, um ihr Geld anlegen zu können. Nur das es jenseits von 60 % des BIP mit der Staatsverschuldung gefährlich wird. Es gibt hier weder eine alternative Lösung noch eine Avantgarde, wenn das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen ist.

      • C.A.Wittke sagt:

        …rein hypothetisch: ist nicht jedes Verschuldungslevel abhängig vom Wertschöpfungslevel des entsprechenden Wirtschaftsraumes?

        Liegt genau da nicht das Problem, als man mit dem Export dreckiger, ungewollter, niedriger Arbeit anfing, diese Wertschöpfung zu verlagern, was quasi einmal angestoßen den Rest unweigerlich nach sich zieht? Es bedarf keines Beispiels; auch hat China uns nicht vorgeführt und ist in meinen Augen vollkommen unschuldig – niemand hätte anders gehandelt ob der freundlichen Einladung dekadenter Ideengeber europäischer und amerikanischer Kurzeitdenker.

        Deren glorreiche Idee war und ist, das Schöpfen von Werten mittels altmodisches mit-der-Hand-am-Arm-arbeiten durch flinke Finger in der City zu ersetzen und damit eine Wertebubblekette zu bilden.
        Nun entweicht und flieht die Luft überall gleichzeitig und uns soll trösten, daß es China doch auch „erwischt“, weil ja das chinesische BIP auch langsamer wachse und die schiere Größe Chinas per se ungleich größeres Ungemach bedeute. Das ist reiner Blödsinn, mag ja in Teilen sogar was dran sein, aber (a) hat der chinesische Staat ganz andere Mittel, Probleme autoritär anzugehen, und (b) passiert das noch alles lange auf der schwarzen Seite – was hier das Gelbe vom Ei ist – während bei uns in Europa und erst Recht in den USA jeder Parameter, wenn ungeschönt betrachtet, schon ganz lange dunkel rot glüht.

        Für mich sind alle diejenigen für den immensen nun entstehenden Schaden verantwortlich, die der Globalisierung auf Basis freier, freigegebener Märkte das Wort redeten und nach wie vor reden. Das inkludiert alle EURO-Bastler! Nur weil sie allesamt nicht wissen, was Sie tun, enthebt sie das nicht von der Verantwortung für das, was sie anrichten!

        caw

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