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18-03-15: Das Märchen von der alleinigen Verantwortung der Gläubiger für das Scheitern des griechischen Sparprogramms

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3 Responses to 3283

  1. ewald21 sagt:

    Hallo, wieso kümmert sich der deutsche Staat um Schulden anderer Länder? Sollte er sich nicht lieber um seine eigenen Schulden kümmern anstatt mit Verbindlichkeiten anderer herumzuspielen?

  2. Arnold Weible sagt:

    Sehr geehrter Herr Jahnke,
    bezüglich des Griechenlandproblems halte ich Heiner Flassbecks Erläuterungen für plausibler als Ihre.
    Für das Scheitern des Sparprogramms in Griechenland ist demnach das Sparprogramm selbst verantwortlich.
    Dass Griechenlands Wirtschaft nach der Krise derart einbrach verantworten die, die Griechenland diese Austeritätspolitik aufbürdeten.
    Daran, dass Griechenland in diese Misere rutschte, haben viele beteiligte einen Anteil. Mein Empfinden in Diskussionen ist gerade umgekehrt als Ihres. Zumindest eine Teilschuld Griechenlands daran scheinen alle zuzugeben. Jedoch bin ich, da ich immer wieder auf die Aussage stoße, die Griechen seien allein daran schuld, immer wieder dazu genötigt darauf hinzuweisen, dass insbesondere Deutschland noch eine größere Schuld an der Misere trägt.
    In Ihrer Graphik zur Entwicklung der Lohnstückkosten von 2000 bis 2013, vergaßen Sie zu erwähnen, dass in Europa eine Erhöhung von 27,7 bis 29% (=1,9 bis unter 2% pro Jahr) vereinbart war.
    Die Differenz zur vereinbarten Höhe ist bei Deutschland deutlich größer und begründet somit auch Deutschlands Schuld am Missstand.
    Die Arbeitsproduktivität hat mit der Krise nichts zu tun. Wenn die Arbeitsproduktivität nicht steigt, dann darf eben der Konsum auch nicht steigen. Gleiches gilt für den Export. Er braucht nicht zu steigen solange der Import auch nicht steigt.

    • globalnote sagt:

      Dann haben Sie mich leider nicht ganz verstanden. Das ist ja auch eine sehr komplizierte Thematik, die ich in drei Rundbriefen versucht habe, darzustellen. Flassbeck hatte behauptet, Deutschland trage die Schuld auch für die Krise Griechenlands wegen nicht ausreichender Steigerung seiner Löhne. Das ist einfach falsch, wie ich sehr ausführlich im Rundbrief 3268 ausgeführt habe, den Sie hier http://www.jjahnke.net/rundbr111.html#3268 noch einmal nachlesen sollten, zumal ich nicht hier alles wiederholen möchte. Die Hauptkonkurrenten Griechenlands, gegen die das Land im Wettbewerb abgeschmiert ist, sind ganz andere als Deutschland, dessen Hauptexportprodukte in Griechenland nie hergestellt wurden.

      In dem Rundbrief 3273 http://www.jjahnke.net/rundbr111.html#3273 finden Sie auch eine Auseinandersetzung mit dem EZB-Ziel, das eben keine Vereinbarung der Euroländer darstellt, sondern eine einseitige Annahme der EZB. Die Bezugnahme von Flassbeck ist eine Irreführung für Menschen, die den Hintergrund nicht kennen, zumal Flassbeck in seiner berüchtigten Grafik dann auch noch das größte Südland Italien einfach unterschlägt, weil es mit seiner starken Steigerung der Lohnstückkosten nicht zu seiner These passt (!).

      Die Arbeitsproduktivität war für die Entwicklung der Krise entscheidend. Die Rettungspakete kamen erst, als Griechenland nicht mehr zu retten war und seine Wettbewerbsfähigkeit längst verloren hatte. Das Land hätte nie in den Euro eintreten sollen, weil es immer wieder eine Abwertung gebraucht hätte, um Wettbewerbsfähig zu bleiben. So aber hat Griechenland viel zu viel auf Pump importiert ohne die Importe über eigene Einnahmen aus Exporten oder dem Tourismus bezahlen zu können.

      Vergessen Sie bitte auch nicht, daß Griechenlands Wirtschaftsleistung trotz Krise real noch immer über der des Jahres 2000 und vor Euroeintritt liegt, der Rückgang also dem Platzen der speziellen griechischen Kreditblase entspricht, das einfach nicht zu vermeiden war (es sei denn, Deutschland hätte die griechischen Schulden übernommen). Dabei ist das große soziale Problem Griechenlands, daß die Lasten der Krise nicht von den Reichen geschultert werden, die ihr Vermögen im Ausland gesichert haben oder von Steuern befreit sind, wie die Reeder, und die auch jetzt noch ihr Vermögen steuerschonend ins Ausland transferieren können, weil die griechische Regierung keine Kapitalverkehrskontrollen verhängt, anders als das bei Zypern geschehen ist.

      Die deutsche Lohnpolitik war sicher zu bescheiden und wird auch von mir regelmäßig kritisiert, aber die hat Griechenland nicht ins Unglück gestürzt.

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