1457

Gedanken zur Zeit 1457 02-09-09: Ausweg aus den Krisen: Weiter wie bisher?

Hier zum Text

10 Responses to 1457

  1. „Dazu sind die vereinigten Neoliberalen aller Länder bisher jedoch nicht bereit“…
    … und propagieren weiter, daß einzig zu hohe Löhne und Kosten Schuld an dem Debakel seien. Sie erkennen auch nicht die Gefahr des sich einschleichenden Protektionismus; Tabuthema und Feindbild, jedoch real praktizierte und im Grunde nur ganz natürliche Gegenwehr im Kleinen wie im Großen. Vermeintlich um Arbeitsplätze zu schaffen wird behauptet, man könne sich aus einer vorgegebenen, real schrumpfenden Menge an Arbeit ausreichend viel für den Eigenbedarf sichern.

    Parallel schleichend gesellt sich dazu der Kampf um Land, damit Energie, Wasser, Nahrung und Luft; bis Kopenhagen müssen alle noch tief in sich gehen: http://genevalunch.com/2009/09/02/wwf-warns-that-arctic-ice-melt-rate-doubling/

    Wäre es nicht zu schön wenn man sich auf die Tugend besänne, daß in all’ diesen Krisen jede Menge Chancen liegen; wenn man a) allgemeingültige Regeln, b) gemeinsame Ziele und c) beides für alle setzte?

    caw

  2. Reinhard sagt:

    Ich poste hier mal einen Artikel aus der heutigen FAZ, der im Netz leider nur kostenpflichtig zu bekommen ist. Es geht darum, daß die hohe chinesische Sparrate, die jetzt die Konjunkturbelebung erschwert, auf private Vorsorge angesichts eines fehlenden sozialen Netzes zurückgeführt wird. Die chinesische Regierung wolle daher jetzt eine allgemeine Krankenversicherung einführen, um Geld für den konsum freizubekommen. Man tausche das Wort „China“ gegen „Deutschland“, und man könnte lange warten, bis man so etwas in der FAZ und dem sonstigen Neoliberalmainstream zu lesen bekommt.

    Wirtschaft, Finanzmärkte und Geldanlage
    Wie die Welt spart
    Die Chinesen sparen sich in Schwierigkeiten
    Keine Gesundheitsvorsorge, Angst vor Krisen, und gleichzeitig steigen die Einkommen: Die Chinesen werden dazu getrieben, so viel auf die hohe Kante zu legen wie wohl kein anderes Volk. Dabei hofft die halbe Welt darauf, dass sie endlich mehr Geld für den Konsum ausgeben.
    Von Christoph Hein
    HONGKONG, 2. September. Lucy nennt sie sich mit ihrem englischen Namen. Und sie tut das, was alle Chinesen tun, haben sie nur die Gelegenheit: Sie bringt ihr Geld in Sicherheit. Für Lucy, die Sekretärin bei einem westlichen Beratungsunternehmen in der Finanzmetropole Schanghai ist, liegt der Schlüssel dafür in Hongkong. Alle halben Jahre reist sie in die Sonderverwaltungsregion Chinas. Dort trifft sie Verwandte, die seit Jahren in der Bankenstadt arbeiten. „Die legen mein Geld dann bei einer der internationalen Banken an. So bleibt auf jeden Fall etwas übrig, ganz egal, was unsere Regierung in Peking macht“, sagt Lucy hoffnungsvoll.
    Wozu aber sparen, wenn die Verlockungen so neu, so groß sind? Auf ihrem morgendlichen Weg ins Büro kommt Lucy allein an drei großen Einkaufszentren vorbei. Louis Vuitton, Hermès oder Prada – sie alle rufen ihr zu, das schwer verdiente Geld im Tausch für Taschen, einen Schal, ein Paar Pumps an ihre Kassen zu tragen. Aber Lucy bleibt standhaft. „Wir haben ein Appartement und einen kleinen Chevrolet. Für unseren Sohn bezahlen wir nachmittags Klavierstunden und Englischunterricht. Zweimal waren wir im Ausland in Urlaub. Aber der Rest wird gespart“, sagt Lucy eisern. „So machen es alle anderen auch.“ Sie hat recht. Wohl kein Volk der Erde spart so viel wie die Chinesen. Ohnehin legen die Asiaten viel auf die hohe Kante. Aber die Chinesen übertreffen sie alle. „Wie viel sparen die Chinesen? Gesamtwirtschaftlich betrachtet, liegt der Wert bei mehr als der Hälfte des Bruttoinlandsprodukts. Lassen Sie mich das noch mal wiederholen: Wir reden von gut 50 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung“, sagt Jonathan Anderson, Chefökonom bei der UBS Bank. Paul Schulte, Chefvolkswirt der Bank Nomura, zieht den Vergleich: „Chinas Sparrate liegt mehr als hundert Prozent über dem weltweiten Durchschnitt von 25 Prozent.“ Den jüngsten offiziellen Zahlen zufolge beträgt die Sparrate Chinas 56 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Seit 2002 ist sie noch einmal kontinuierlich gestiegen. Darin eingeschlossen sind natürlich die nicht wieder investierten Gewinne der Staatskonzerne. Es lohnt der Blick auf den zweiten großen Schwellenmarkt in Asien. Die Inder sparen etwa 33 Prozent. Doch auch chinesische Familien mit nicht mehr als 1500 Yuan (153,80 Euro) Jahresgehalt legen, statistisch betrachtet, immer noch 18 Prozent auf die hohe Kante, ermittelte die Weltbank. Das Sagen in den Familien haben die Frauen: 73,2 Prozent von ihnen geben in einer Umfrage von Mastercard in Singapur an, sie seien diejenigen, die zu Hause die Finanzentscheidungen träfen.
    Mindestens so interessant wie die schiere Summe sind die Gründe für das Sparen: Sechs zählt Sanjay Mathur, Chefanalyst für Asien bei der Royal Bank of Scotland in Singapur, auf: „Die Chinesen haben Krisen durchlebt und in ihr kollektives Gedächtnis aufgenommen. Sie wissen, dass sie auf kein staatliches Wohlfahrtssystem zurückgreifen können. Es gibt keine vernünftigen, langfristigen Investitionsmöglichkeiten. Der Mangel an Konsumfinanzierungen führt dazu, dass für jede große Anschaffung zunächst gespart werden muss. Trotz ihrer hohen Profitabilität schütten die Unternehmen praktisch keine Dividenden aus. Und schließlich bleiben die Preise für ausländische Markenwaren, die in China so beliebt sind, hoch – auf sie aber sparen viele.“ In den 60 Jahren ihres Bestandes hat die Volksrepublik ihre Einwohner gelehrt, den Sparstrumpf zu füllen. Wer die Armut der Kulturrevolution auch nur vom Erzählen der Eltern durchlebt hat, dem ist Sparen in Fleisch und Blut übergegangen. Diejenigen, die heute gutes Geld verdienen, haben zudem die Asien-Krise bewusst durchlebt – auch wenn China diese besser überstanden hat als manche seiner Nachbarländer. Wer aber erlebt hat, wie auch die Mittelschicht Thailands über Nacht verarmte, der wird skeptisch. Der legt sein Geld lieber unter das Kopfkissen, als es für Luxus auszugeben. Allenfalls nutzt er es zur Spekulation an der Börse oder im Immobilienmarkt, um das Vermögen zu mehren. Zentralbankgouverneur Zhou Xiaochuan umschreibt das so: „Unser Land ist stark bevölkert und hat eine kulturelle Präferenz zum Sparen.“ Eine Änderung dieses Verhaltens ist nicht abzusehen. Im Gegenteil: Lag die Sparrate 1998 noch bei 37,5 Prozent, hat sie eine Dekade später die 50-Prozent- Hürde genommen.
    Doch das Wort von der „kulturellen Präferenz“ verschleiert Defizite des chinesischen Finanzsystems. Denn China bietet seinen Bürgern schlicht nicht genug verlässliche Anlageprodukte. So bleibt außer den Spekulationen vor allem das Ansparen von Bargeld, auch auf schwarzen Konten im Ausland. Pekings Finanzpolitiker drehen den Spieß inzwischen um: „China ist ein Land mit einer hohen Sparrate, das deshalb enorme Finanzierungsmöglichkeiten bietet. Auch wenn die Regierung den heimischen Konsum fördert, wird die Sparrate weiterhin hoch bleiben. Die aber können wir zu unserem Vorteil nutzen, etwa bei der Entwicklung von Investmentfonds. Sie wiederum werden die Entwicklung von Schanghai zum Finanzzentrum bis 2020 fördern“, sagte Zhou.
    Das ist Zukunftsmusik. Die Voraussetzung dafür wäre, dass China seinen Bürgern eine gewisse Grundsicherheit vermittelte. Denn der Hauptgrund für die Sparrate liegt im Fehlen eines verlässlichen Sozial- und Pensionssystems für die 1,3 Milliarden Festlandchinesen. Aufgrund der Ein-Kind-Politik ist auch auf die Versorgung durch die Familie, die in Ländern Südostasiens hoch im Kurs steht, keinerlei Verlass. Es bleibt der eigene Notgroschen. Das Beispiel des Bauern Guo Yonggang aus der Provinz Xian ging durch alle Staatsmedien: Er verletzte sich beim Sturz von seinem Trecker an der Wirbelsäule. Aus ihren Ersparnissen brachte die Familie 30 000 Yuan für die Notversorgung auf. Eine weiterführende Operation aber hätte noch einmal 70 000 Yuan gekostet, und die hatte die Familie nicht. Nur sie aber hätte den gerade Zwanzigjährigen vor der permanenten Querschnittslähmung retten können, unter der er seitdem leidet. Im April hat Peking nun einen Gesetzentwurf verabschiedet, der bis 2011 gut 90 Prozent der Bevölkerung mit einer Krankenversicherung ausstatten, bis 2020 allen Festlandchinesen eine medizinische Grundversorgung sichern soll. Finanziert werden soll der Plan, der unter anderem den Bau von 29 000 regionalen Krankenhäusern umfasst, mit Ausgaben von 850 Milliarden Yuan. Während Amerika fast 18 Prozent seines BIP für die Gesundheitsversorgung ausgibt – und das nicht mehr bezahlen kann -, liegt der Wert in China bei gerade einmal 5 Prozent. Dass dies zu wenig ist, darüber sind sich alle einig. „Der Preis, den das Sozialsystem für das Übersparen zahlen muss, ist in einem armen Land mit einer niedrigen Konsumrate und geringem Lebensstandard besonders hoch“, warnt die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) mit Blick auf China.
    Bei genauerem Hinsehen aber verblüfft die Art des Ansparens die Wissenschaftler: „Chinas Sparrate verläuft U-förmig: Junge Haushalte sparen heute viel mehr von ihrem verfügbaren Einkommen als noch vor zehn Jahren. Dann aber nimmt die Rate erst einmal über Jahre ab, bis zu einem Tiefpunkt um die 40 Jahre. Nähert sich der Ernährer dem Rentenalter, wächst sie wieder. Dieses Sparverhalten – viel in jungen Jahren und viel am Ende – ist verwunderlich, denn es passt nicht zu den bekannten Standards, erst recht nicht in einer so schnell wachsenden Volkswirtschaft. Die zu erwartende Sparkurve hätte eher wie ein Hügel aussehen müssen, mit dem stärksten Wert zur Lebensmitte“, sagt Shikha Jha, Verfasser einer Studie über das Sparverhalten in Asien für ADB. Eine Erklärung könnte darin liegen, dass Chinesen an rasch steigende Einkommen gewöhnt sind. Ein Zuwachs von 10 oder auch 15 Prozent in den Großstädten war in den vergangenen Jahren keine Seltenheit. „Schreibt man dies fort, ist es keine dumme Idee, das Sparen fürs Alter auf die späteren Jahre mit einem höheren verfügbaren Einkommen zu verschieben“, sagt Jha.
    Sparen die Chinesen, handeln sie nachvollziehbar, aber nicht klug. Denn in den vergangenen Jahren verloren sie aufgrund der Inflation, die oberhalb des Zinsertrages lag, auf dem Sparbuch Monat für Monat Kaufkraft. Auch dies trieb sie zunehmend in spekulative Anlagen wie Aktien oder Immobilien, die alle Jahre wieder gefährliche Blasen bilden.
    Für den Staat ist ein Umdenken wichtig, vielleicht sogar überlebenswichtig. Denn die Chinesen sollen nicht sparen, sondern konsumieren. Da der Export sich bislang nicht wesentlich erhöht, sondern allenfalls stabilisiert hat, kann die chinesische Volkswirtschaft nur unter Dampf gehalten werden, wenn die Chinesen selber einkaufen gehen. Dafür soll auch die Verbreitung von Kreditkarten sorgen. Sie scheint zu wirken, zumindest in der solventen Mittelschicht: Zwischen 2006 und 2008 hat sich die Anzahl der Plastikkarten auf 142 Millionen Stück verdreifacht, das Transaktionsvolumen liegt nun bei 3500 Milliarden Yuan.
    Das ist viel, aber nicht genug. Damit der Konsum steigt, muss den Chinesen zumindest die Last der Eigenvorsorge ein wenig genommen werden. „Wenn all das, was Peking nun angekündigt hat, umgesetzt wird, wäre das ein großer Schritt nach vorn. Um aber einen nachhaltigen Anstieg des Konsums zu erreichen, muss die Regierung weiter gehen, die Motivation zum Aufstocken des Notgroschens abzubauen“, sagt Vivek Arora, Chefrepräsentant des Internationalen Währungsfonds in Peking. Nomura-Ökonom Schulte sieht freilich auf mittlere Sicht enorme Chancen: „Das Sparguthaben des einzelnen Chinesen liegt statistisch dreimal so hoch wie dasjenige eines Inders oder Indonesiers. In seine nächste Entwicklungsstufe tritt China mit einem riesigen Vorteil ein. Es kann eine sehr aggressive Konsumsteigerung finanzieren.“

    • globalnote sagt:

      @Reinhard,

      „Man tausche das Wort „China“ gegen „Deutschland“ halte ich allerdings für eine unangenehme Perspektive, und das auch aus in dem Artikel teilweise berichteten Gründen:

      Anders als in Deutschland ist die Masse der Chinesen bisher ohne jegliches Sozial- und Pensionssystems. Die Ausgaben für die Gesundheitsversorgung liegen denn auch bei gerade einmal 5 Prozent, ein bei uns – trotz aller sozialen Einschnitte -undenkbarer Wert (die Krankenhäuser verlangen in der Regel Bares als Vorkasse). Was das neue System bringen wird, kann noch niemand beurteilen. Es wird auf jedem Fall für viele Jahre weit unter den westlichen Standards bleiben. „Medizinische Grundversorgung“ und „Krankenversicherung“ sind viel zu vage Begriffe.

      Eine zu Wohlstand gekommene städtischen Oberschicht hat diese Probleme natürlich nicht (so gibt es in China bereits 400.000 Menschen mit mehr als 1 Million Dollar investierbares Kapital). Augenöffnend für diese städtischen Oberschicht ist auch das Eingangszitat aus dem Mund von Lucy: „Wir haben ein Appartement und einen kleinen Chevrolet. Für unseren Sohn bezahlen wir nachmittags Klavierstunden und Englischunterricht. Zweimal waren wir im Ausland in Urlaub“. Wie hoch ist eigentlich der Anteil der Deutschen mit einem so konfortablem Leben.

      Die Sparrate Chinas liegt bei 56 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Seit 2002 ist sie noch einmal kontinuierlich gestiegen.Vor zehn Jahren lag sie noch bei 37,5 Prozent. Die hohe Sparrate kommt nicht nur aus dem Mangel eines ausreichenden Sozialen Netzes, zumal die Sparrate trotz des für einen großen Teil der Chinesen verbesserten Lebensstandards noch weiter wächst. Das erlaubt dann dem Chef der Zentralbank zu erklären, daß Chinas extrem hohe Sparrate unveränderbar sei, ein Ergebnis des Konfuzianismus, der „Anti-Extravaganz“ schätzt. Natürlich hat die kommunistische Regierung Chinas das hohe Sparen bewußt gefördert und demensprechend die Importe attraktiver Konsumgüter durch den Wechselkurs erheblich überteuert. Denn das hat die gewaltige Exportoffensive überhaupt erst ermöglicht und damit den „Jobklau“ im Ausland, auf den China bei hunderten von Millionen Arbeitslosen und Unterbeschäftigten so dringend angewiesen ist.

      Beste Gruesse
      Joachim Jahnke

    • Paten sagt:

      Guten Tag. Falls die Überschrift des Postings Wege aus der innerchinesischen Krankenhauskrise meinte und nicht hier, nur so viel: Die Sparrate ist auch so hoch, weil die massenhaften Niedrigstlöhne erst nach langer Zeit ein teuer gehaltenes Kulturgut wie TV bis Auto erwerben lassen.

      Wer im Bergwerk etc. verunglückt, kann sich ohnehin keinen Arzt leisten (man beachte deren Einkommenswünsche im eingestellten Beitrag). Also auf Konsum sparen. Konsumieren wie der Westen ist die ideologische Devise der Partei, um die Leute zur Slavenarbeit zu motivieren. Als Wächter und Aufseher brauchte es schon immer eine korrumpierte Mittelschicht, die man nie (ganz selten) in den obersten Adelsstand aufnehmen wird, aber stets ruinieren kann (Gesetze, Parteistatut, Willkür).

      Die trampeln dann auf den Arbeitern rum (und manchmal umgekehrt wie neulich) und sind die Geschäftspartner für unsere Unternehmen und Kreditgeldempfänger der KomPartei (1.200 Mrd $ Parteiinvestkapital in 2009). Argumentiert man aber nach innen mit dem Wohlstandanspruch wie im Westen, dann braucht es noch des Arguments, dass der Preis die Ökologie ist, deren Kosten man bei Strafe des Exporteinbruchs und Wirtschaftsrückgangs nicht auch noch tragen könne. Ergo soll der Westen das mal schön kostenlos bereitstellen (ist die Argumentation in Vorbereitung Kopenhagen, nachdem Obama die Bush-Position verließ und Emissionsschutz zum krisenlösenden US-Geschäft machen will) , weil der ja 200 Jahre Zeit hatte, seinen Lebensstandard unter Ausbeutung des Planeten und Öko-Verbrechen aufzubauen.

      Manche meinen. Die Chinesen würden vergessen, dass ihnen selbst die Luft wegbleibt, wenn sie bis 2030-2050 so ungefiltert weitermachen. Nein. Die machen so weiter (das angebliche Krankenhausprogramm mit 29.000 Einheiten dauert eben 20 Jahre+) und die von vergifteten Flüssen und Luft und Müll und Böden sterbenden Arbeitermassen (wir sind der Geolieferant) und Wanderreservearmee, die in der Zwischenzeit ihre Ärzte nicht bezahlen können, braucht man ja wohl nicht ernsthaft gegen Kassenbeiträge zur Behandlung und Reha ins Krankenhaus und dann wieder zurück in die Giftküche zu schicken.

      M.€. ist das die erste strategische Ökokriegserklärung an den Westen: Zahle Du unsere Umwelttechnologien, wenn Du von unseren Waren profitieren willst, die du so bllig nicht herstellen und für viel Gewinn kaufen kannst. Und tatsächlich: Ob die oder der Amerikaner oder wir die Zuzahlung machen, im Warenpreis werden diese Kosten unbedingt sein.

      Und da sind wir wieder bei BM Guttenberg:
      Staatlich garantierte Ausfuhrgarantien – auf Umwelttechnik und die Rückzahlung aus den Umsatzerlösen hier aus Chinaimporten. USA dito.

      Heißt: Mehrwertsteuer rauf zur Schuldentilgung, die dann im Budget irgendwo saldiert verborgen bleibt als Nettoneuverschuldung. Ergo: Europa gegen USA bei Umwelttechnologien gegen China. Die Parteiführung lacht sich tot.

      Nun sind wir ja doch hier gelandet bei Auswegen aus der Krise. Hoch die kostenseitig globalisierte chinesische Ökokatastrophe.

      MfG

  3. Gaby sagt:

    Hallo, miteinander,

    ich habe noch nie verstanden, warum sich der Mensch so schwer tut, von den Altvorderen zu lernen. Wir werden doch nicht geboren, um das Rad stets neu zu erfinden, sondern die Schrift ist unter anderem entwickelt worden, um Erfahrungen für die Nachwelt festzuhalten. Warum also haben wir so wenig Vertrauen in die lebhaften Erfahrungen der Anderen?

    Die allgemeine VWL lehrt, dass den unbegrenzten Bedürfnissen des Menschen vorwiegend knappe Güter gegenüber stehen. Angebot und Nachfrage bzw. Nachfrage und Angebot sind also die beiden elementaren Größen, die alle volkswirtschaftlichen Überlegungen miteinander verbinden. Das gilt für China, Deutschland und alle anderen Länder dieser Welt.

    Die klassische wie neoklassische und neoliberale Ökonomie ist nur dann richtig, wenn Vollbeschäftigung herrscht. Das ist aber derzeit nirgendwo auf dieser Welt der Fall.

    Folglich muss sich daran erinnert werden, dass es eine Krisenlösung gibt, die besagt, dass die ökonomischen Größen, die den Beschäftigungsgrad einer Volkswirtschaft bestimmen, die Konsumnachfrage, die Investitionsnachfrage, die Sparrate und die Zinsrate sind. Alle vier Elemente hängen wie Zahnräder zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Es gilt, ein Gleichgewicht herzustellen, um zu einer akzeptablen Vollbeschäftigung zurück zu kehren.

    Von einem längst verstorbenen Artgenossen stammt der Satz: „Je tugendhafter wir uns geben, je sparsamer wir sind, je starrsinniger wir der orthodoxen Lehre in unseren nationalen und persönlichen Finanzen folgen, desto mehr wird unser Einkommen sinken, wenn die Zinsen relativ zur marginalen Effizienz des Kapitals steigen. Starrsinnigkeit bringt nur eine Strafe und keine Belohnung mit sich. Das Resultat ist unvermeidlich.“

    Das Resultat, dass die Volkswirtschaften dieser Welt aufgrund unseres Starrsinns und dem unbedingten Festhalten an knöchernen VLW-Lehren abschmieren und sehr viel menschliches Elend mit sich bringen, wird die nächsten Jahre unser Alltag sein, denn die Spitzenpolitiker und sehr viele sie beratende Ökonomen, außer vielleicht die Skandinavischen, sind nicht bereit, das VWL-Buch aufzuschlagen und noch einmal nachzulesen, womit die Große Depression 1929 ff. begann und welche Rezepte gegen diese Krise entwickelt wurden.

    Allein durch die punktuelle Abwrackprämie, derzeit wohl in 12 Ländern kopiert und dem punktuellen Auflegen von milliardenschweren Konjunkturpaketen kommen wir nicht aus dieser Weltwirtschaftskrise heraus, solange wir an der neoklassischen Ökonomie festhalten, die jetzt unbedingt versagen muss, weil sie nur den Idealzustand einer Volkswirtschaft kennt.

    Die Klimaveränderung schätze ich weniger optimistisch ein, nämlich als einen autonomen Prozess, den wir nicht mehr beeinflussen können und es nie wollten. Wollten wir das Klima schonen, wären schon vor 30 Jahren konkrete Taten auf die ersten Warnungen unserer Klimaforscher gefolgt.

    Aber eines ist gewiss: Das Klima lässt sich nicht zu Konferenzen einladen, nicht per Ablasskärtchen bestechen und wir können auch nicht mit dem Weltklima diskutieren.
    Wir sind vom Klima dieses Planten existenziell abhängig – wir sind die Bittsteller, nicht das Klima. Das sollte uns endlich bewusst werden!

    Gaby

  4. Klaus sagt:

    Kurzfristig wird dasjenige Unternehmen die höchsten Renditen erzielen, das die notwendigen sozialen und ökologischen Notwendigkeiten am meisten missachtet.
    Die Aufgabe des Staates müsste nun eigentlich sein diesen Notwendigkeiten den entsprechenden Nachdruck zu geben.
    Auch im längerfristigen Interesse der Unternehmen.
    Leider ist es aber in den letzten drei Jahrzehnten einem „abstrusen“ Teil der Wirtschaftswissenschaft gelungen genau das Gegenteil in die Denkweisen der Politik und der Eliten zu installieren.
    Die Rendite wird zum entscheidenden Faktor erklärt, dem die sozialen und ökologischen Notwendigkeiten unterzuordnen sind.
    Solange wir als Gesellschaft diesen Zeitgeist akzeptieren kann die Gesellschaft als ganzes nur verlieren.

    • Paten sagt:

      Guten Tag. Das ist alles richtig, dass Umweltzerstörung und Maximalprofite zwei Seiten einer Medaille sind, die sich wirtschaftspolitisch bzw. politökonomisch Shareholder-Value Kapitalismus (Neoliberalismus) nennt. Das ist allerdings kein bloßer ‚Zeitgeist‘ im Sinne einer Modeerscheinung, der die Welt mal einen Sommer folgt, sondern ein bis in den letzten All-inklusiv Arbeitsvertrag wirkendes System der steten Entfernung von Sozialität und Humanität (s. unser Verlust der sozialen Markwirtschaft hin zu globaler neoliberal-asozialer Marktwirtschaft), dem die globalen Massen nicht einfach durch „Neumodischkeit“ einer Idee entkommen kommen.

      Reichtum weniger und Armut fast aller durch nationale und globale Umverteilung als dem Basisprozess des Gesamtsystems sind eher kein Zeitgeist, wie auch nicht die verbotene Bombardierung afghanischer Zivilisten auf deutschen Befehl.

      Es ist alles eher Zeichen von systemischem Ungeist, Asozialität vieler Eliten und Amoral vieler Führungsetagen. Natürlich ist es Aufgabe des Staates sich schützend vor sein Staatsvolk zu stellen bzw. es gar nicht so weit kommen zu lassen – wenn nicht die stets demokratisch gewählten und die Staatsmacht inne habenden Parteiführer und deren MP-Statthalter zu neoliberalen Ex-Demokraten mutiert wären und auch jetzt noch auf steigende Profite weniger und noch mehr Niedriglohn und sinkende Sozialausgaben für Reallöhne für das Staatsvolk in ihre Wahlprogrammen aus sind.

      Wenn Wahlen soziale Marktwirtschaft zurückbringen können, es aber nicht tun, dann ist der konkrete Geist der Wähler zu beurteilen, nicht aber ein anonymer Zeitgeist von hier bis Australien und China. Das greift nicht genau genug, wenn natürlich ich dem Grundgedanken und der Erwartung an die Führung zustimme.

      Nur bedarf es stets der für solche Erwartung geeigneten Führung. Es sind ja bald Wahlen.

      MfG

  5. Klaus Friebe sagt:

    Zur Wirkungsweise des CO2 ist zunächst anzumerken,
    daß die Erde, von der Sonne erwärmt, Wärme abstrahlt, Tag und Nacht, Wärme, die ins All geht, soweit sie nicht von Bestandteilen der Luft daran gehindert wird. Neben dem wichtigsten Hindernis, den Wolken, ist es das CO2, das Strahlungen auffängt, und zwar die Strahlen, die in der Bande von 15 µm gesendet werden. Die so aufgenommene Wärme gibt das CO2 seinerseits wieder ab, teilweise an die umgebende Luft (immerhin ist jedes CO2-Molekül von 2 600 anderen Molekülen umgeben), zum anderen Teil durch Strahlung. Den Anteil der Strahlung, der nun wieder auf die Erde zurückgeht, bezeichnet man als Treibhaus-Effekt .

    Zwei Dinge sind nun sofort einleuchtend : 1. Je größer die Menge des CO2 in der Luft ist, desto größer ist die Menge der zurückgestrahlten Wärme. Aber auch 2. Das CO2 kann nicht mehr Wärme aufnehmen, als es, von der Erde abgestrahlt, bekommt. Dadurch wird auch die vom CO2 zurückgestrahlte Wärmemenge begrenzt. – Es gibt also eine Grenze für die Menge des CO2, ab der die Erdstrahlung die weiterab liegenden CO2-Teilchen nicht mehr erreicht, weil sie bereits vorher absorbiert wurde. – Als Beispiel diene der Bleischurz der Röntgenassistentin : ab einer bestimmten Dicke bringt eine weitere Verdickung keinen weiteren Schutz, weil die gesamte eintreffende Strahlung schon vorher abgefangen wurde.

    Diese Grenze kann man mittels IR-Spektrometer ermitteln. Die Working Group I des IPCC hat im Bericht Climate Change 2001 im Chap. 6.3.5 über eigene Messungen berichtet. Es heißt dort, daß der derzeitige Treibhaus-Effekt von 324 Watt /m² durch eine Verdoppelung der CO2 Menge auf
    327,7 W /m² steigen würde; dh. Von 100 % auf 101,2 %.
    Wenn es also zu einer Verdoppelung der CO2 Menge käme, so würde dadurch die Erde nicht mehr erwärmt werden als jetzt.

    Nach Angaben von Dr. rer. nat. Heinz Hug in seinem Buch „Die Angsttrompeter“ auf S. 222 liegt der CO2 Gehalt schon seit etwa 200 Jahren im Bereich, wo seine Änderung ohne Bedeutung ist, also etwa oberhalb von 300 ppm. In dem Buch weitere Quellenangaben.

    Zu erwähnen ist noch die Widerlegung der abenteuerlichen Hypothese, auf S. 227 beschrieben, daß die geringfügige Zusatzbestrahlung von 3,7 W /m² die Oceane derart aufwärmen würde, daß zusätzliche Wolken entstehen würden, die nun mehr Erdabstrahlung abfangen würden. In BdW 12/1978 hat H Flohn auf S. 132 über Beobachtungen berichtet, daß der Wasserdampf über dem Atlantik keinerlei Korrelation mit dem CO2 Gehalt der Luft aufweist.

    Angesichts solcher Befunde erscheint jegliche Maßnahme zur Vermeidung und Reduzierung von CO2 unsinnig.

    • globalnote sagt:

      @Klaus Friebe,

      „Wenn es also zu einer Verdoppelung der CO2 Menge käme, so würde dadurch die Erde nicht mehr erwärmt werden als jetzt.“ ist schlicht gefährlicher Unsinn! Darf ich empfehlen, die durchaus seriösen Daten auf http://www.jjahnke.net/umwelt.html zu betrachten.

      Beste Gruesse
      Joachim Jahnke

      P.S.: „Dr. rer.nat“ bedeutet sehr wenig. Solche Titel gibt es wie Sand am Meer.

    • Paten sagt:

      Guten Tag. Zur unwissenschaftlichen Wirkungsweise von Herrn Hugh ist zunächst anzumerken:

      http://science.orf.at/science/news/143189

      Blogger: rollingmill | 31.01, 09:15

      hug(h)! ich habe gebrochen..
      Tja der Dr.rer.nat.dumm. macht einen Fehler:

      Er „nimmt“ die molare CO2-Konzentration mit 1,03e-3 mol/m3 „an“, mittelt also über 100km an Atmosphäre…

      Tatsächlich beträgt die molare Konzentration von CO2 am Erdboden 6,7 mol/m3, also das 6000-fache!!!

      Man MUSS integrieren, mit Mittelwert ist es ein billiger Rechentrick den Hug da anwendet.

      Wenn ich eine Kugel auf 10mm Stahl abfeuere, und sage, der Stahl wird nicht durchschlagen, nimmt Hug 100km Luft dahinter und sagt, im Mittel ist da nur 0.001mm Stahl/m3 und das wird leicht durchschlagen…uff…schön blöd.

      Da er mit dem Mittelwert von einem Tausendstel rechnet, (ein Wunder, dass er die Atmosphäre nicht auf 10000 km ausgedehnt hat…) kommt nur Schrott raus. Schrott für Gläubige und Ungebildete wie Euch.

      Hug ist ein psychotischer unter Verfolgungswahn leidender erzkonservativer Leserbriefschreiber in Deutschland wie ich sehe. Also trotz seiner Titel unfähig zur wissen-schaftlichen Arbeit sondern gefangen in ideologischen Denkwelten.

      rollingmill | 31.01, 09:23
      Auf deinem Link ganz unten sagt Hug sogar selber, dass er Rechenfehler bzw. Ungenauigkeiten begangen hat…

      und dass sich „kaum“ und „fast nichts“ an der „Grundaussage“ mehr ändert…sehr wissenschaftliche Begriffe sind das nicht, nein, es ist ein peinliches sich-winden. 🙂

      Auf diversen anderen Seiten kann man nachlesen, dass Hug falsche Berechnungen, die er in persönlichen Diskussionen bereits eingestanden hat, nicht vom Netz nimmt, bzw. korrigiert.

      MfG

Hinterlasse einen Kommentar