1673

Gedanken zur Zeit 1673 16-02-10: Jetzt jeden Tag eine BILD-Breitseite für Westerwelle oder vom Gift der deutschen Teilung

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18 Responses to 1673

  1. Gaby sagt:

    Heidonei,

    da kracht’ aus vollen Rohren!!!!

    Die BILD spricht niederste Instinkte an, wenn sie die soziale Frage mit einer assoziationsfreudigen Hängematte vergleicht. Der einzig helle Moment dieses Artikels ist die Erkenntnis, dass nicht die Unterschicht zum Untergang des römischen Reiches führte, um gleich wieder nachzulegen, dass doch jeder „vernünftige“ Mensch wisse, was Westerwelle gemeint habe. „Vernünftig“ interpretiere ich in diesem hetzerischen Kontext als stilles, gern auch lautes Einverständnis, dass Arbeitslose in diesem System nichts zu suchen haben und genau diese Ansicht höhnt jeder humanistischen Vernunft und ökonomischen Einsicht.

    Interessant, dass dem Wort „unanständig“ gleich ein Özemir angereiht wird, sozusagen als die „Achsel des Bösen“. Die BILD hätte auch Frau Künast zitieren können, die sprach nämlich davon, dass Westerwelle „verbal ins Volk reinhaut“. Aber nein, es muss ein Özemir sein!

    Tja, der Sprachpolizei inform des Political Correctness haben wir es meiner Meinung nach zu verdanken, dass im Deutschland der letzten Jahre nicht so entsetzlich verbal geholzt werden durfte, wie es in den 1970ern, Anfang der 80er noch üblich war. BILD plädiert also für deren Abschaffung und damit wird Deutschland ein gutes Stück unsicherer. Ich höre bereits das grollend-rollende „rrrrrr“ des braunen Gröhlfatz in meinen Ohren klingeln.

    So, so, wenn Westerwelle duchhält, kann die Sozialdebatte ein großes Thema werden. Vielleicht lautet der Titel dieser Debatte sogar „Arbeit macht frei“ – würde doch Sinn machen, oder?!?!? Igitt, igitt, das ich so was noch erleben muss!

    Ihre Auffassung, Herr Dr. Jahnke, teile ich, auch was den historisch-ideologisch besonders giftigen Mutterboden und unsere Obrigkeitshörigkeit betrifft, gebe aber zusätzlich zu bedenken, dass die Ursprünge von politisch links und rechts im Liberalismus des ausgehenden Absolutismus zu finden sind.

    Beide Strömungen haben dieselbe geistige Mutter und wenn die wirtschaftliche Lage in kapitalistischen Ländern mies wird, können die Linken ebenso völkisch und hetzerisch werden, wie die Rechten. Die SPD hat hinlänglich bewiesen, dass sie zu den Kriegstreibern des 1. und 2. Weltkrieg gehörte und der Sozialismus wie der Kommunismus standen der rechten Radikalität und Menschenverachtung in nichts nach. Auch Links opfert die Menschen im Zweifelsfalle der Marktwirtschaft.

    Gaby

    • globalnote sagt:

      @Gaby,

      Nun bin ich mir gar nicht so sicher, ob politisch links und rechts die gleichen Urspünge haben. Links war historisch von Frankreich ausgehend und dann von Marx aufgegriffen ein Aufbäumen gegen die assozialen Verhältnisse. Rechts war immer für Volk und Vaterland, jedenfalls in Deutschland. Erst Hitler hat rechts die soziale Frage entdeckt, um die Arbeiter zu verführen, hat aber die unternehmerische Führerschaft weiter verstärkt.

      Beste Gruesse
      Joachim Jahnke

      • Gaby sagt:

        Hallo, Herr Dr. Jahnke,

        es ist nach meinem Verständnis alles richtig, was Sie schreiben. Dennoch erwarte ich von den Linken eine Emanzipation vom auf abstrakter Arbeit warenproduzierenden Selbstzwecksystem der Marktwirtschaft. Die ist während all der Jahrhunderte nicht erfolgt, auch nicht während oder nach der Französischen Revolution, als wir es noch mit dem Frühkapitalismus zu tun hatten.

        Es macht auf mich keinen positiven Eindruck, für ein bisschen „soziales Öl“ zu kämpfen, die Menschen aber gleichzeitig immer tiefer ins Räderwerk der „schönen Maschine“ zu manövrieren. Heute stecken wir so tief in der abstrakten Welt des Kapitals, dass es unglaublich schwer geworden ist, unkapitalistisch zu denken, geschweige denn zu leben.

        Wenn eine Sache so vertrackt verfahren ist, wie sich der Kapitalismus derzeit darstellt, frage ich mich, wo die historische Quelle für dieses Monster liegt. Und da gab Keynes die Antwort, als er auf die Zeit des Merkantilismus verwies. Es ist nicht schwer, aus den ersten mittelalterlichen Manufakturen und Plantagen heraus zu erkennen, dass sich alsbald ein Wirtschaftsliberalismus entwickelte, der die Grundlage sowohl der linken wie rechten politischen Strömungen ist.

        Wäre sie es nicht, hätten die Linken im Frühkapitalismus die Systemfrage stellen können, die einfachen Menschen waren schließlich aufgebracht genug (Maschinenstürmer, Weberaufstände etc.)und das Massenelend war immens. So aber haben sie lediglich dafür gekämpft, das erbärmliche Leben der Menschen im Kapitalismus ein wenig angenehmer zu machen. Und das zeigt mir, dass die ideologische Quelle dieselbe ist wie bei den Rechten, denen es ja auch nie in den Sinn kam, die Systemfrage zu stellen.

        Beste Grüße

        Gaby

      • globalnote sagt:

        Gaby,

        Erstens, bitte nich aus der Hose springen.

        Zweitens, bitte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten oder der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Die Linke war in Deutschland gar nicht so schlecht, bis auf die genehmigten Kriegskredite für den ersten Weltkrieg und die angebliche Linke in der DDR und zuletzt die Schröderlinke. Nüchtern betrachtet ist Kapitalismus nichts anderes als Privateigentum an Produktionsmitteln und das Gegenteil wäre Staatseigentum mit all den irrsinnigen Folgen wie in der UdSSR oder der DDR oder jetzt teilweise in China. Dazu hat das Grundgesetz in weiser Einsicht und nach dem Debakel des verlorenen Weltkrieges und der Notwendigkeit, die Arbeiter für den Wiederaufbau zu gewinnen, hinzugefügt „Eigentum verpflichtet“ und daraus ist dann die soziale Marktwirtschaft geworden. Und die war gar nicht so schlecht. Jetzt darüberhinaus von einer Abschaffung des „Monsters“ Kapitalismus träumen zu wollen, ist leider total unhistorisch.

        Beste Gruesse
        Joachim Jahnke

      • Gaby sagt:

        Hallo, Herr Dr. Jahnke,

        von einer Abschaffung des „Monsters“ Kapitalismus zu träumen, ist heutzutage tatsächlich kein in die Realwelt umzusetzender Gedanke.

        Da stimme ich Ihnen zu.

        Beste Grüße

      • heiner sagt:

        @gaby:Zu den vorkriegslichen(erster und zweiter):und zur nachkriegslichen Denkweise der CDU:
        Alex Möller(damaliger Finanzminister) am 23.9.1970:
        Diejenigen, die diese beiden Weltkriege und die darauffolgenden Inflationen zu verantworten haben, stehen Ihnen geistig näher als der SPD.
        Es gab etwas später dazu ein kleines roro Buch/Geiß/Ullrich. mit dem Titel:15Mill. beleidigte Deutsche-oder woher kommt die CDU.(Lesenswert!) damals wie heute.
        Und Ursprünge werden da z.B klar ersichtlich:
        z.B.:Erster Teil:Die Träger des deutschen Imperialismus vor und nach 1914. Nur als Beispiel.
        MfG
        Der Hintergrund war im übrigen damals die Strauss-Affaire.

  2. Paten sagt:

    Guten Tag. Das sind keine Breitseiten, sondern Salven, d.h. Salutschüsse (Salve, Caesar!),während das gelbe Funkenmariechen im neuen deutschen Stechschritt durch die Ehrengarde der Bild-Redaktionsprinzen marschiert, die die neueste Ausgabe „Guido: Ein Hartz für Kinder!“ schwenken.

    Der FDP-Gilb hat außer ministeriellen Pöstchen noch keine Arbeitsplätze geschaffen und dafür sogar wehrhaft das Entwicklungshilfeministerium durch Hauptmann Niebel okkupiert, das dieser vor der Wahl noch abschaffen wollte. Wegen Entwicklungshilfe an China. Trink-Brüderle (FDP-gerecht stets gelb und blau zugleich, wird kolportiert) war auch gleich in Gelbland bei den Genossen der verfeindeten Linkspartei, nicht etwa, um die wegen Kopenhagen zu rüffeln, sondern um mit den Dax-Konzernen weitere Investitionen und Verlagerungen nach China zu planen. (Nicht nur der edle Guttenberg verlagert erfolgreich tausende Arbeitsplätze ins besetzte Ausland). Iran soll ja trotz Embargos aus China plötzlich gewaltige Importe tätigen. Wenn da mal nicht auch deutsche Ware drinsteckt. Immerhin rechnen wir hier die chinesische Umweltverschmutzung aus deutscher Verlagerung auf unsere Dreckschleuderrechte an. Ein Schlitzauge, wer schlechtes dabei denkt.

    Der FDP-Sekretär für Agitation und Propaganda der absenten Schweinegrippen-Pandemie, Herr Stabsarzt Rösler,ist beim Umbau der gesetzlichen zur privaten Krankenversicherung wohl auf die hohe Zahl der H-IV Patienten gestoßen, die aus Steuern pauschal versichert werden, die Parasiten. Das könnte man den Pharmakonzernen besser als Forschungssubventionen schenken. Und die Grippeimpfung würde dann als Sachleistung angerechnet. Einmal im Monat. Im JobCenter bei der Zwangsvorführung zum Erhalt dieses Zuschusses als Härtefall. Irgendwer muss das ja mal für die Steuerzahler richtig testen nach dem Versuchsabbruch zum Jahresende, wenn er weiter ALG beziehen will.

    Wer eine Fernbedienung hat, braucht keine Sprachpolizei, wenn jemand so von der Vize-Kanzel herab schwadroniert wie Guido the Non-Duktus of Angela. Es sollte allen Mut machen ihre Meinung ebenfalls öffentlich zu machen. Wie wäre es mit einer Petition „Wider den gelben Ulk“ (denn das können die doch nicht ernst gemeint haben“)?

    Natürlich gehen die Deutschen nicht publik, solange sie sich die Permanent-Talkshow in Sepia in die Hirne eintätowieren lassen – wollen. Die Ostdeutschen pflegen die DDR-Paranoia 2.0 und glauben immer noch nicht, dass die SED den Beitritt vorbereitete (ab 1985 Umwandlung der VEB in Kapitalgesellschaften; für eine simple Währungsunion brauchte Modrow dann das ganze Volksvermögen nicht in seine Treuhand einbringen, um es dann als Pfandbrief bei Waigel zu hinterlegen)und sämtliche Bürgerrechtsorganisationen waren stasigeführt, auch die von Frau Merkel).

    Und den im Kippen von unfähigen bis gefährlichen fürs Volk Regierungen nun völlig unerfahrenen Westdeutschen steht die Wende noch bevor, sobald ihnen dämmert, dass der gewählte Gilb jedem mit Permanent-Marker sein soziales Stigma in Rot auf die Stirn schmieren will. Der wahre Vorkämpfer für die Volksmeinung – bei der EU-Verfassung, der DM-Abschaffung und Euro-Einführung, dem Kosovo-Krieg, dem Afhganistan-Bürgerkrieg, dem Lauschangriff, der Verwendung der Bundes- und Länderfinanzen, dem Atomaustieg, der Mehrwertsteuererhöhungen und Reichensteuernsenkungen …

    Aber man wird doch wohl noch mal ohne Sprachpolizei debattieren dürfen? Z.B. ob der geplante Umbruch aller gesellschaftlichen Systeme evtl. schon verfassungsfeindlich und Hochverrat ist? Oder dürfen die Linken dann auch mal ran und ein bisschen was ändern, statt revolutionär im Rahmen des GG mit dem Strom zu schwimmen?

    Und weil alle doch im Grunde eine Generaldebatte wollen: Wann wird das Parteienwahlrecht in ein direktes Wahlrecht verwandelt? Ich bringe das bloss vorsichtshalber an, weil die gelb-schwarzen Zöglinge von den USA das Siegen lernen wollen und dort diskutiert man ernsthaft, ob man den Leistungsträgern -sprich Konzernen, Banken- weil die ja die Steuerzahler sind und nicht der von ihnen arbeitslose Plebs, nicht – das demokratische Wahlrecht einräumen sollte. Stimmen nach Einkommen und Umsatz. So. Jetzt ist es raus.

    MfG

  3. Hagnum sagt:

    Moin!

    Eins vorneweg: Wo steckt eigentlich das Bundeshorstl?Hat von dem jemand noch mal was gehört?Oder wartet der Mensch erst mal ab,in welche Richtung die Sache sich bewegt,bevor er sich äußert?

    Ich gehe ja weiterhin davon aus,daß NRW Schwarz-Grün wird.Dann spätestens weiß auch Westerwelles Gelber Orden (ja ganz Recht,das ist ne Anspielung auf den
    Schwarzen Orden beim Tausendjährigen),daß Merkels CDU die Gelben nicht braucht.Die kann mit allen,notfalls irgendwann auch mit den Linken.

    Aber Westerwelle braucht die CDU,er hat sonst keinen Partner.Dafür muß die CDU aber nach Rechts rücken.D.H. die Union braucht einen Rechten Führer,der auch nur mit den Gelben kann.

    Nachdem Koch gegen Hartz wetterte und jetzt Westerwelle aufs primitivste nachkeilte,frage ich mich,bahnt sich da etwa was an.Wäre Koch gar in der Lage,
    zusammen mit dem Guido gegen Merkel zu putschen?Nicht sofort,doch später in der Legislatur?Etwa darum die geballte Stimmungsmache im Volk gegen Hartz 4?

    Westerwelle ist auf Koch angewiesen,so wie Koch auf die Gelben angewiesen ist.
    Das zeigt die Hessenwahl.Koch kann nur mit den Gelben,wie Hahn auch nur mit Koch kann.

    Also,wäre Westerwelle zum Zwecke des Machterhalts seines Gelben Ordens zum Putsch bereit?Versteckt sich vielleicht auch deswegen der Bundespräsident?
    Schließlich braucht man ja zur Parlamentsauflösung noch den Präsidenten.Und das Köhler so was kann,hat er ja mit Schröder bewiesen.

    Und sehe ich da jetzt doch zu schwarz?

    Grüße
    Hagnum

  4. Manfred Steingrube sagt:

    BILD und Guido Westerwelle als oberster „Chefdiplomat Deutschlands“ haben eines gemeinsam: Sie sind vernagelt in ihren fanatischen und gefährlichen Glaubenssätzen neoliberaler Schule eines angeblichen ausschweifenden Sozialstaates. Dass an dieser Behauptung auch gar nichts richtig ist, will ich an einem Beispiel aufzeigen: Die von Westerwelle und BILD angegriffene Umverteilungspolitik in Deutschland ist völlig falsch, wie die Spitzensteuersätze in Deutschland deutlich aufzeigen. Seit 1999 wurden die Steuern erst durch rot-grün, dann durch schwarz-rot von ehemals 53 % (unter Kohl) auf heute 48 % ständig gesenkt. In gleichen Schritten wurde der Eingangssteuersatz von 25 % (unter Kohl) auf heute 14% gesenkt. Fazit: Die Klientel, die Westerwelle und BILD vertreten, brauchen immer weniger Steuern der Solidargemeinschaft zuführen. Manche entziehen sich sogar ganz dem deutschen Fiskus und verlegen ihren Wohnort gleich ins Ausland: Michael Schuhmacher und Franz Beckenbauer. Letztendlich wissen viele dieser Leistungsträger nicht mehr, wohin mit dem „Gesparten“, und ziehen damit nach Luxemburg, Lichtenstein oder in die Schweiz und parken es dort. Große Horden von Steuerbetrügern werden also von Westerwelle und BILD vertreten. Inzwischen sind massenhaft Selbstanzeigen dieser Steuerbetrüger bei den zuständigen Behörden eingegangen. Wie ich heute in meiner Tageszeitung lesen konnte, waren es bisher allein in Bayern 300 solcher „Leistungsträger“.

    • Gaby sagt:

      Guten Tag, Herr Steingrube und Mitlesende,

      Ihre Ausführungen unterzeichne ich blind! Ich sehe die ungeheuerlichen Zumutungen, die uns unsere Politstrategen eingebrockt haben, genau so.

      Aber ich möchte noch etwas hinzufügen:

      Bei all der neoliberalen Voodoo-Ökonomie und der Fütterung unserer gestrauchelten Finanzmärkte, die in aller Regelmäßigkeit, mit gepumpter Heißluft gefüllt, platzen und die Realökonomie schädigen, wird vollkommen übersehen, dass unser Wirtschaftssystem auf jeden einzelnen Menschen, also auf jeden Arbeitslosen, auf jeden Sozialhilfeempfänger, auf jeden berufstätigen Menschen, ja sogar jedes Kind, egal welchen Alters, dringend (!) angewiesen ist, denn der Kapitalismus ist eine gesellschaftliche Gesamtarbeit, die seine Warenakkumulation zu konsumieren hat.

      Mangelt es an Kaufkraft und somit an Nachfrage, fehlt es an Zuversicht in die Zukunft, fehlt es am Glauben an die Tragfähigkeit dieses Systems, bricht der ganze Laden über kurz oder lang in sich zusammen und die Welt besteht nur noch aus Schulden und großem Elend, denn in einer Welt, in der der Unternehmer seine meist auf Pump produzierten Waren nicht mehr absetzen kann, bleiben letztlich nur Kredite, die hyperinflationieren.

      Deshalb ist es seitens unserer Eliten ein unbeschreiblich dummer und frecher Hohn zu glauben, unsere wirtschaftlichen Probleme ließen sich reparieren, indem man die „Überflüssigen“ am Ende noch verhungern lässt. Nichts, aber auch gar nichts zum Besseren wird sich wenden, solange wir von neoliberalen Rezepten getrieben werden, die uns unser eigenes Billigstgrab schaufeln – das meine ich sogar im wörtlichen Sinne.

      Da könnte ich aus der Hose springen vor Ärger, dass eine solch einfache Wahrheit nicht real umgesetzt wird! Überlegt mal, welcher Konjunkturschub allein in 6,7 Millionen Hartz-IV-Beziehern schlummert, hätten die Menschen nur ein wenig mehr Geld, ihre Bedürfnisse über das Substantielle hinaus zu befriedigen, in einer Gesellschaft, die als wertvoll erachtet und wir alle uns auf das stumme Versprechen verlassen könnten, in Zeiten der wirtschaftlichen Not nicht beschimpft und nicht fallengelassen zu werden, weder sozial noch real.

      Was unter solchen Bedingungen für eine gesellschaftlich-positive Kraft freigesetzt würde…., das träume ich in meinen schönsten Träumen. Der politische Alltag hingegen bringt mich zum heulen, vor allen Dingen jetzt.

      Gaby

  5. Elfi sagt:

    Ich gratuliere ihnen, Herr Jahnke, zu ihrer treffenden Analyse deutsche Befindlichkeit von heute. Der habe ich nichts hinzuzufügen. Ich teile sie.

    Beste Grüsse
    Elfi

    Liebe Gaby,
    Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren bekanntlich die Ziele der franz. Revolution.
    In diesen Zielen blieb sie allerdings auf halben Wege stecken. Sie hielt an den ungleichen Besitzverhältnissen bei Land und Produktionsmittel weitgehend fest.
    Aus Protest, sich aufbäumend gegen diese auf halben Weg stecken gebliebene Gleichheit und Brüderlichkeit (d.h. auch teilen) entstanden dann die sehr vielfältigen sozialistischen, syndikalistischen, anarchistischen(=
    Gesellschaft ohne Herrschaft und ohne Gewalt) und kommunistischen Strömungen.
    Nun hatten wir das Pech, dass Sozialisten an der Macht nichts Sozialistisches zu Wege brachten.
    Kommunisten an der Macht – die sich Marxisten nannten – wurden nicht zuletzt durch Stalin zum Albtraum für fast jedermann, denn die waren ebenfalls unfähig.
    Wenn man sich das anschaut wie das gelaufen ist, so kommt mir das so vor, als hätten sie mit dem Wissen um den Automotor den Mond erreichen wollen. Von Raketentechnik wussten sie noch nichts und wir alle sind noch auf der Suche wie wir den Mond (= eine Gesellschaft wirklich Gleicher, Freier und Brüderlicher) erreichen sollen und können.
    Es genügt eben leider nicht Ideale zu haben und sie dann noch verrückterweise mit der ganzen Gewalt eines staatlichen Machtapparates umsetzen zu wollen Wenn man sie nicht ganz konsequent auch vorleben kann – und wer kann das?- sollte man sich nicht einbilden sein Ziel je zu erreichen.
    Das ist meine Lehre, die ich aus dieser traurigen Geschichte gezogen habe.
    Viele Grüsse
    Elfi

    • Gaby sagt:

      Liebe Elfi,

      es ist mir stets eine große Freude, an den Gedanken und Erfahrungen anderer Menschen teilzuhaben. Ich habe mich sehr über Deine Ausführungen gefreut, die hoffentlich auch anderen Forenbesuchern deutlich machen, dass es einen großen Unterschied zwischen Idee und Realität gibt und diese Differenz mitunter zu einer persönlichen Tragödie werden kann, wie uns der Untergang der DDR und Rußlands gezeigt haben.

      Liebe Grüße

      Gaby

      • hans-in-glück sagt:

        Auch auf die Gefahr hin, gleich mit in der Sprachpolizei-Schublade zu landen: Russland ist (noch) nicht untergegangen; das war die Sowjetunion. Soviel korrekter Umgang mit der Historie sollte möglich sein.

        Und auch Herr Dr. Jahnke läßt da in seinem Beitrag so manchen historischen Fakt aussen vor: die Novemberrevolution in Deutschland 1918 oder die Bayerische Räterepublik, wo durchaus nicht wenig Blut geflossen ist; verraten und niedergeschlagen übrigens durch die sozialdemokratischen Herrne Noske und Scheidemann. Oder die blutigen Kämpfe der Arbeitschaft in Berlin Ende der 20er Jahre, wo ein sozialdemokratischer Innenminister Zörgiebel vor allem auf „seine linken Brüder“?, die Kommunisten schiessen liess.
        Linke waren eben nie gleich Linke.

        Und so ganz blutarm und langweilig war also die deutsche Geschichte auch nicht.

        Und das Märchen vom Kapitalismus als Gesellschaft ohne Alternative ist wohl spätestens seit der letzten Finanzkrise auch ausgeträumt, zumindest für viele denkende Menschen.
        Das Interesse für der ALBA in Südamerika und Ansichten von Leuten wie Professor Heinz Dieterich wächst nicht umsonst.

        So, nun auf zum „Zerfleischen des bösen Kritikers“. 😉

      • globalnote sagt:

        @hans-in-glück,

        Ihre „Revolutionen“ waren beide Nachwehen des verlorenen Weltkrieges und daher für mich nicht exemplarisch.

        Der Kapitalismus als solcher ist weiterhin ohne Alternative, denn die wäre kein Privateigentum an Produktionsmitteln und das hat seit der industriellen Revolution nie funktioniert, weder in der DDR noch in der UdSSR. Nur die neoliberale Spielform des Kapitalismus hat nun Probleme, nicht aber der Kapitalismus selbst. Und ALBA hat viele Motive, vor allem die Distanz zum nordamerikanischen Einfluß. Von da bis nach Deutschland ist ein verdammt weiter Weg. Die Menschen, die den Kapitalismus abschaffen wollen, vergessen meist die erreichbaren Nahziele, die das Leben bei uns schon weit lebenswerter machen würden.

        Beste Gruesse
        Joachim Jahnke

      • hans-in-glück sagt:

        So kann man immer die Geschichte nach eigenem Willen geraderücken. Wäre mir zu einfach. Seis drum.

        Wir sind in der Lage, zwischen christlichem Glauben und der Institution Katholische Kirche zu differenzieren. Warum gestehen wir gleiches nicht der sozialistischen Überzeugung und ihrer bisher einzigen (zweifellos schändlichen) Realisierung, dem Stalinismus, zu?

        Kapitalismus heißt Kapitalismus, weil es eine Gesellschaft für das Kapital bzw. seine Eigentümer ist. Mit vielfältigen Mechanismen der Umverteilung von unten nach oben (Zinsen, Steuern, Gesetze etc.) und immer weniger (Sozialstaat) in der umgekehrten Richtung. (Das Privateigentum an PM wird übrigens von Heinz Dieterich nicht angetastet.)
        Warum zeigt der Kapitalismus erst nach dem Wegfall der (zugegebenermassen wenig erfolgreichen) Alternative wieder sein wahres Gesicht?

        Deutschland hat einen weiten Weg vor sich, der momentan vor allen im Richtung einer europäischen Bürokraten-Diktatur weist. Siehe dazu Prof. Schachtschneider über Lissabon-Vertrag (unter youtube oder nuoviso.tv). Da sollten erstmal jegliche Alternativen zumindest gedanklich zugelassen sein.

  6. Paten sagt:

    Guten Tag.
    hans-in-glück:

    Ohne Fleischwolf. Bei den Vorwehen zum WK und Massenmord fällt noch das Ermächtigungsgesetz für Hitler ins Gewicht, auf den dann alle schwören mußten statt auf die Verfassung.

    Richtig ist, dass die sichtbaren ins Asoziale und Inhumane gehenden Entgleisungen unseres heutigen wirtschaftspolitischen Systems immer mehr Menschen betreffen und betroffen machen. Richtig ist, dass es noch zivile Korrekturmöglichkeiten gibt, wenn das Volk mal szs. das Maul aufmacht und Tacheles redet mit den Irrführern statt sich dauernd am Nasenring in ihm fremde und schädliche Geschichten ziehen zu lassen. Dazu bedarf es aber des Verstehens nicht nur der individuellen Lage, sondern auch der etwas größeren Mechanik, um richtige Folgeabschätzungen zu treffen.

    Die HRE ist inzwischen verstaatlicht und aus dieser bad bank entspringt auch kein Sozialismus, wie auch nicht aus der noch nicht voll privaten Bundesbahn samt derem laut GG U- und S-Bahn ÖPNV.

    Wenn die mächtigen privaten Besitzer des großen Kapitals = PM sich aus Nation und sozialer Verantwortung immer mehr verabschieden, dann fällt die Rolle des Korrektivs der sich auflösenden Eigentumsverpflichtung gegenüber dem Allgemeinwohl dem Staat zu, der sich mit dem GG ein grundlegendes Selbstverständnis gab, egal wie das auch von Gerichten heute z.T. hingebogen wird.

    Und bei diesem Ansatz stehen nun mal 40 Mio. Arbeitnehmer = 50% der Bevölkerung plus Rentner und denkende Jugendliche mehrheitlich zur Verfügung, ihren ureigensten Interessen Nachdruck zu verleihen. Dazu bedarf es geistiger Aufklärung -und noch nie zuvor war Information und Wissen so leicht und schnell erlangbar wie heute- und ihres Trägers, einer gegen Vertuschung, Verdummung und Irreführung agierenden Gegenöffentlichkeit, da Kapital und seine Politik und gleichgeschaltete Medien übergewichtig erscheinen, es aber gegen >60 Mio. deutsche Erwachsene nicht sind.

    Die Globalisierung hat das Potential die Basis des Kapitalismus, das Privateigentum an PM, durch Zerstörung der globalen Binnenkonjunktur/Kaufkraft zu beschädigen und zu zerstören. Nur sind Evolutionen und Qualitätsänderungen gesellschaftlicher Systeme /Ordnungen, so sie auf Anordnung von oben beruhen, noch nie erfolgreich gewesen und enden notwendig wieder im Kapitalismus wie auch Maschinenstürmerei von unten der kapitalistischen Ordnung noch nie eine Todesstoß versetzte. Es sind immer die Interessen der Volksmasse gewesen, die historische Bewegungen und Systemänderungen bewirkten.

    Russland ist natürlich untergegangen, als die demokratisch gewählte Kerenskij-Regierung durch Lenin&Co. mit 6 Soldaten und einem Frauenbataillon aus dem Petersburger Smolnij geworfen wurde. Auch diese Palastrevolution im dritten Anlauf brachte schlussendlich 1991 Russland und den Kapitalismus wieder, wo die ehedem zentralisierte Allmacht eines Politbüros über alle Ressourcen samt humanen sich wieder auf breiteres privates Besitztum verteilte. Die Expropriation der Expropriateure mal andersherum.

    Inweit es den Möchtegern-Führern unter den deutschen Partei-Dienetots gelingt weiter am Nasenring Richtung sozialer Abgrund zu zerren und den Schieberegler der Verteilung des Volksvermögens noch mehr von Arbeit auf Kapital zu bringen, wird sich mit zunehmender Verschärfung der gegensätzlichen Interessenlagen zeigen.

    Was ALBA oder Guerra oder Chavez machen usw., ist reichlich unerheblich für das deutsche Volk und seinen inneren Gestaltungs(un)willen. Erheblich ist dagegen, dass es überhaupt einen erkennbaren Volkswillen gibt. Ohne diesen und seine konsequente politische Entäußerung ist das Instrumentarium des Grundgesetzes und jeder Demokratie eine luftleere Hülle.

    Und so bleibt vorerst nur die Formierung solchen Willens durch sachliche -wenn auch nicht emotionslose-politische und ökonomische Aufklärung. Das System wird sich immer dahin bewegen, wohin die große Masse den Karren zieht bzw. von ihren Lenkern fahren lässt.

    Es geht weniger um wen wir wählen, sondern was wir wählen und diese Wahl danach auch unserem Controlling unterstellen.

    MfG

    • hans-in-glück sagt:

      Hallo Paten,
      wie immer fundiert und ausführlich; weitgehend einverstanden, vor allem was D und Ihre Schlußfolgerungen betrifft.

      Den Exkurs zu Russland halte ich für etwas oberflächlich, wie überhaupt den Umgang mit der historischen Erfahrung des sog. Realsozialismus. Man meint, im Recht zu sein, denn der Kapitalismus habe gewonnen; vielleicht ist er einfach nur übriggeblieben? Weil er etwas langsamer zusammenbricht?

      Es ist immer eine Frage des Standpunktes.
      Und des Bezugssystems.
      Ein Beispiel:
      Der Mond kreist um die Erde. Wer wolle das bestreiten?
      Aber das trifft nur zu im Bezugssystem „Erde-Mond“.
      Im Bezugssystem „Sonnensystem“ bewegt sich der Mond auf einer Spiralbahn, zusammen mit der Erde um die Sonne.
      Im Bezugssystem „Galaxis“ bewegt sich die Sonne mit ihrem gesamten System um das Zentrum der Galaxis. Wie sieht jetzt die Mondbahn aus?
      Immernoch kreisförmig bzw. elliptisch?

      • Paten sagt:

        Guten Tag. Ohne jetzt auf Einsteins spezifische Relativitätstheorie eingehen zu wollen: Nehmen wir das Koordinatensystem Erde. Da brauchen Sie im Meridian-System 2 Angaben: geogr. Länge L und Breite B (in°). Wenn Sie das mit ihrer Rakete landen wollten, wäre es gefährlich, da sie ohne die Höhenangabe H nicht wissen können, wann sie das Bremstriebwerk abschalten können.

        Wenn sie jetzt die Haus-Stelle LBH aus dem Weltraum geostationär beobachten und alle 24 Stunden oder wie regelmäßig auch immer ein Photo machen, kommen sie endlich in die 4. Dimension dieses Ortes – die Zeit. Sie können ohne Ortswechsel ihr Haus in einer Photoreihe zerfallen sehen. Nur durch Beobachtung der Veränderung des lokalen Seins im Verlauf der Zeit. Man kann jetzt dem 4-dimensionalen materiellen Sein auf jeder Koordinate noch die Dimension der Änderung des Geistes (der bewussten Reflexion des Materiellen) zuordnen.

        Und dabei ist es für die Abbilder der Realität herrlich egal, ob dieses System gleichzeitig noch mit der Sonne als Spiralnebel sich bewegt oder nicht. Solange der zeitliche und inhaltliche Bezug LBH/delta(t) besteht, ändert kein Bezugssystem den dortigen lokalen Wahrheitsgehalt an sich. Nicht der Standpunkt macht die Wahrheit. Umgekehrt.

        So schauen Sie also mit den Momentaufnahmen in Kreml, White House oder BKA und sehen die lokalen Veränderungen mit der Zeit, im Zeitraffer der Photostrecke. Und nun kommt es auf die richtige Interpretation der Veränderung an, Ursachen und Wirkungen. Stürzte erst das Dach ein oder dessen Stützen oder gar die Kellerdecke?

        Russland war nur insofern von mir gestreift worden, als zuvor dessen Untergang bestritten wurde – LBH stimmten, nur nicht die Zeitkoordinate dazu. Ist aber auch ein großes Thema.

        Die sozialen Veränderungen in der Zeit sind heute im Gegensatz zu früher, wo Generationen denselben Acker bearbeiteten und ihr Wissen dazu weitergaben, so schnell von gesunder Lang- auf profitable Kurzwelle umgestrickt worden, dass man die Momentaufnahmen immer schneller machen muss, sonst bekommt man nicht mehr mit, was und wie und warum alles an Sein und Werten.

        Eine Verlangsamung der Geschwindigkeit der Änderungen unseren Seins -Ressourcenabbau, Umweltverschmutzung, Demokratieverlust, Konfrontationen, Krankeitszunahme usw. –
        wäre wünschenswert. Von jedem Standpunkt aus. Aber im ganzen globalen Koordinatensystem des lokalen Geistes.

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