1533

global news 1533 17-05-09: In Deutschland kommen die Reichen bei der Steuer am Günstigsten weg

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7 Responses to 1533

  1. hans-im-glueck sagt:

    Hallo Zusammen,

    da kommen wir nun aber bald in eine Zwickmühle: einerseits fallen die Verbrauchssteuern hauptsächlich den Geringverdienern zur Last, andererseits wird es künftig in einer auf wahre Nachhaltigkeit und möglichst geringen Ressourcenverbrauch orientierten Gesellschaft vor allem notwendig sein, den Verbrauch zu besteuern, damit endlich dieser Raubbau an der Natur beendet wird.

    Oder hat jemand eine bessere Idee, wie mit wirtschaftlichen Hebeln den Verbrauch von Ressourcen wirksam einschränken kann?
    Bin gespannt!

    • globalnote sagt:

      @hans-im-glueck
      Mit Verlaub: Die MWSt-Erhoehungen waren nicht auf Resourcenschutz hin orientiert, sondern nur auf den Haushalt und in diesem Zusammenhang die Finanzierung von Steuererleichterungen bei Grossverdienern und Unternehmen. Resourcen kann man nur mit gezielten Steuererhoehungen schuetzen und saftige Sonderzoelle auf Importe aus Laendern, die z.B. den Klimaschutz-Koventionen nicht akzeptieren (wie China).

      Beste Gruesse
      Joachim Jahnke

  2. Gaby sagt:

    Hallo, Hans-im-Glück,
    hallo in die Runde,

    weil die deutschen Steuern so verwirrend sind, will ich ganz kurz erklären, von welchen Arten von Steuern Herr Dr. Jahnke in diesem „global news“ spricht:

    Die Grundsteuer wird auf Grundstücke und deren Bebauung erhoben. Da sie von Städten und Gemeinden eingetrieben wird, gehört sie zu den Gemeindesteuern und ist im Grundgesetz, Artikel 106, Absatz 6, geregelt.

    Die Erbschaftssteuer wird erhoben, wenn ein Verstorbener etwas vererbt.

    Die Schenkungssteuer fällt an, wenn jemand zu Lebzeiten etwas verschenkt.

    Die Vermögenssteuer wird auf das bewertbare Eigentum des Steuerpflichtigen erhoben. Im Allgemeinen wird das Eigentum niedrig besteuert und fällt auch nicht in die Steuerprogression. Diese Steuer wurde in der Antike erfunden und in Athen ebenso eingetrieben wie im Römischen Reich. Im Mittelalter war sie bis ins 15. Jhr. meist die einzige abführbare Steuer.

    Die Verbrauchssteuer belastet ganz bestimmte Arten von Gebrauchs- bzw. Verbrauchsgütern. Sie besteuert sogenannte Luxusgüter. Zu dieser Steuerart gehören die Einfuhrumsatzsteuer, die Kaffee-, Tabak-, Energie-, Strom-, Alkopop-, Bier-, Schaumwein-, Wein- und die Zwischenerzeugnissteuer.

    Und dann gibt es, wie „globalnote“ bereits schrieb, die sogenannte „Umweltsteuer“. Das ist eine Steuer, die auf einen umweltschädlichen Tatbestand erhoben wird, also zum Beispiel Energiesteuern (Ökosteuer), nicht energiebezogene Verkehrssteuern, die Umweltverschmutzungssteuer und die Ressourcenverbrauchssteuer. Letzt genannte Steuer wird auf Emissionen in Luft und Wasser, auf Pestizide und den Betrieb von Deponien etc. pp. erhoben.

    Das Wort „Mehrwertsteuer“ ist die falsche Bezeichnung für Umsatzsteuer. Da sich jedoch das Wort „Mehrwertsteuer“ eingebürgert hat, belässt es der Gesetzgeber dabei. Die Umsatzsteuer besteuert den Austausch von Leistungen und wird prozentual auf den Erlös erhoben, den ein Unternehmer im Inland erzielt. Gesetzestechnisch ist die Umsatzsteuer eine Verkehrssteuer, weil sie den Warenumsatz im Inland besteuert. Wirtschaftlich betrachtet ist sie eine Verbrauchssteuer, weil sie uns, die Endverbraucher, belastet, sofern wir eine so besteuerte Ware konsumieren und wer tut das nicht?!

    Die Verbrauchs-, Umwelt- und Umsatzsteuer trifft Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger proportional gesehen wesentlich heftiger als Normal- und überproportional Verdienende.

    Beste Grüße

    Gaby

  3. hans-im-glueck sagt:

    Hallo Herr Jahnke, hallo zusammen,
    vielen Dank für die klaren Antworten. Das meiste sehe ich genauso.

    Allerdings denke ich, daß ein auf echte Nachhaltigkeit orientiertes Steuersystem den Faktor Arbeit wesentlich entlasten sollte, zum Beispiel durch steuerfinanzierte Leistungen, die gegenwärtig schamhaft als Lohnnebenkosten (eingentlich ein Lohn-Bestandteil, oder?) bezeichnet werden, oder durch Senkung der Einkommensteuer im unteren Bereich, bei gleichzeitiger Hebung des Steuersatzes im oberen Bereich (auf Werte wie „vor“ der Globalisierung).
    Arbeit muß wieder günstiger werden, dann gibt es auch wieder mehr davon, statt toter Maschinen.

    Und der Faktor Verbrauch, hier ganz allgemein gemeint, ist langsam aber sicher verteuern, d.h. alle Steuern, die auf den Verbrauch von Ressourcen erhoben werden; wahrscheinlich ist es auch ratsam, Verbauchssteuern für den Umweltverbrauch (Land, Wasser, Energie etc.) zu kreieren.

    Und, da stimme ich mit Herrn Jahnke völlig überein, darf das Ganze nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern, d.h. zum Abdecken von ungerechtfertigten Ausgaben, erfolgen, sondern muß eine Gestaltung sein, d.h. einer Strategie folgen.

    Eine der Aufgaben könnte zum Beispiel die gesetzliche Regelung von Straftatbeständen sein, zum Beispiel „Vergeudung von Steuermitteln“ oder „Lobbyismus“.
    Es könnte auch der Bundesfinanzhof mit weiterreichenden Vollmachten ausgestattet werden, d.h. mit wirksamen Instrumenten zur Eindämmung der sinnlosen Ausgabenwut unserer Politiker.
    All das würde sehr schnell zu einer effizienteren Ausgabenpoltik führen, und dann wäre genug Geld da, um dem Großteil der Bevölkerung ein würdiges Leben zu ermöglichen.

    Wir sind eines der reichsten Länder der Welt, nur muß der Reichtum wieder gleichmäßiger verteilt werden.

  4. Gaby sagt:

    Hallo Hans-im-Glück,
    hallo miteinander,

    ein Arbeitgeber kennt keine Lohnnebenkosten, er kennt nur Lohnkosten. Jede Senkung der Lohnnebenkosten ist also in Wahrheit eine Senkung des Bruttolohns/-gehalts und damit gleichzeitig eine Senkung steuerlicher und sozialer Abgaben. Der Arbeitgeber spart, der Arbeitnehmer hat deshalb aber nicht zwingend mehr Geld in der Tasche und der Staatshaushalt kriegt Löcher, z.B. in der Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenkasse.

    Besser ist, wie Du bereits geschrieben hast, die „kalte Progression“ nach oben zu korrigieren, schließlich ist es ziemlich lächerlich, dass Menschen, die brutto 53.000 Euro jährlich verdienen, bereits zu den Spitzenverdienern gehören.

    Übrigens: Mit Deinem Vorschlag, billige Arbeit schafft mehr Arbeitsplätze, liegst Du genau im ideologischen Trend der Neoliberalen. Deutschland wird mittlerweile als „China in Europa“ bezeichnet, so schlimm wurden in unserem Land bereits Löhne und Gehälter gedrückt. Trotzdem sind, entgegen allen neoliberalen Beteuerungen, nicht wirklich bemerkenswert viele Arbeitsplätze entstanden. Die extreme hohe Sockelarbeitslosigkeit ist stets geblieben.

    Wenig Lohn erzeugt Arbeitslosigkeit, ein hoher Lohn schafft Arbeitsplätze. Warum? Je weniger Lohn und Gehalt gezahlt wird, desto weniger können sich die Menschen leisten, desto mehr geraten die Binnennachfrage und damit die Arbeitsplätze unter Druck, desto mehr Steuerausfälle müssen wir verkraften. Wenn die Menschen einen ausreichenden Lohn/Gehalt erhalten, können sie mehr Güter kaufen, was eine entsprechende Nachfrage erzeugt, somit Arbeitsplätze sichert, gar neue Arbeitsplätze schafft und die Steuerquellen sprudeln lässt.

    Wir sehen, Ökonomie ist gar nicht so einfach und schon gar nicht vergleichbar mit dem Haushalt einer schwäbischen Hausfrau. Nicht umsonst wird Ökonomie in Universitäten und nicht auf dem Kartoffelmarkt gelehrt.

    Bis denne,

    Gaby

  5. hans-im-glueck sagt:

    Hallo zusammen,
    sollte ich mich so unverständlich ausgedrückt haben?

    Es ging mir darum, den Wirtschaftsfaktor Arbeit von steuerlichen und Abgabenbelastungen zu entlasten, also weniger kostenintensiv zu gestalten. Das hat mit Billigarbeitsplätzen und Leiharbeit nichts zu tun!
    Im Gegenteil, bei steuerfinanzierter Entlastung des Faktors Arbeit wird endlich der Faktor Kapital wieder (verhältnismäßig) teurer.

    Das weitere ist mir soweit klar; ich denke aber, dass die eigentlich lobenswerte Initiative der Hamburger Wohlhabenden (Mehr Steuern zu zahlen) solange keinen Sinn hat, wie die Ausgabenseite der Steuermittel so komplett unkontrolliert vollzogen wird.
    Bestes Beispiel: die jeglicher Kontrolle seitens des Parlaments vollständig entzogene Handlungsweise des Soffin.

    Ich bin überzeugt, Ökonomie ist einfacher als wir denken. Denn die Grundlagen (Ausgangspostulate, Voraussetzungen) vieler VWL- und BWL-Modelle sind haarsträubend unrealistisch und lebensfern.
    Beweis: die Gutachten der „Wirtschaftsweisen“ – das kann eine schwäbische Hausfrau aber besser!

    • globalnote sagt:

      Hallo hans-im-glueck ,

      Die steuerliche Entlastung der Arbeit laesst sich natuerlich sozialpolitisch rechtfertigen. Allerdings richtet sie nicht viel gegen die Konkurrenz aus Niedrigstlohnlaendern aus, waere ein flaechendeckender Mindestlohn wichtiger und zeigen die skandinavischen Laender, dass man mit einem guten Bildungs- und Sozialsystem und ein nicht-diskriminierenden Voll-Integration der Frauen auch mit hoeheren Steuern gut wirtschaften kann. Eine Absenkung der Steuerlast auf Arbeitseinkommen wird zudem viele Arbeitgeber veranlassen, notwendige Gehaltsanhebungen zurueckzuhalten. Ich schreibe das im statistischen Bewusstsein, das die Besteuerung der durchschnittlichen Arbeitseinkommen in Deutschland, wenn man die notwendigerweise relativ hohen Sozialabgaben ausklammert (die ja keine Steuern sind), nach OECD nicht besonders hoch und fuer Familien mit Kindern sogar extrem niedrig ist

      Joachim Jahnke

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